
Die Entscheidung, die Produktion von Glaswolle im Werk von Isover in Bergisch Gladbach einzustellen, stellt einen markanten Wendepunkt in der Geschichte der industriellen Dämmstoffherstellung dar. Der historische Standort, der seit den 1930er Jahren aktiv ist und von Ingenieur Friedrich Rosengarth gegründet wurde, wird bis Ende Juli 2023 seine Produktion einstellen. Rund 160 der aktuell 220 Mitarbeitenden sind von dieser Maßnahme betroffen, die durch erhebliche Rückgänge in der Baubranche und eine sinkende Nachfrage nach Dämmstoffen für Einfamilienhäuser ausgelöst wurde. Die Ankündigung wurde den Mitarbeitenden am Donnerstag um 16:30 Uhr überbracht, und es wird ein Sozialplan erstellt, der Alternativen innerhalb des Unternehmens bietet.
Das Hauptprodukt, das weiterhin in dem Werk produziert wird, ist der Hochleistungsdämmstoff „Ultimate“. Diese verringerte Produktionsaufmerksamkeit ist jedoch nur ein kleiner Teil der Gesamtproduktion, während die umfassende Glaswolleproduktion stillgelegt wird. Der Schornstein des Werks, der mit seinen 120 Metern Höhe und dem Schriftzug „G + H“ ein Wahrzeichen der Stadt ist, wird ein stummer Zeuge des Wandels in der Industrie und der Herausforderungen, die mit der modernen Bauwirtschaft verbunden sind. Saint-Gobain, der Mutterkonzern von Isover, plant, die Produktion künftig im größeren Werk in Speyer zusammenzulegen, welches mit innovativen Technologien ausgestattet ist.
Historische Entwicklung und Marktentwicklung
Die Geschichte von Isover in Bergisch Gladbach begann 1931 mit der Gründung der Glaswatte GmbH, und der französische Konzern Saint-Gobain erwarb 1935 50 Prozent der Anteile. Nach mehreren Fusionen, darunter mit „Grünzweig + Hartmann“ (G+H) im Jahr 1972, entwickelte sich das Unternehmen zum Markführer für innovative Dämmstoffe. Im Jahr 1982 wurde der prägnante Schornstein errichtet, und 2000 folgte die vollständige Umbenennung in „Saint-Gobain Isover G+H AG“. Heute sind in etwa 40 Werken weltweit Glaswolle und andere Dämmstoffe in Produktion.
Die gesunde Nachfrage nach Bauprodukten ist jedoch rückläufig, was das Unternehmen veranlasst, die betrieblichen Abläufe zu überdenken. Der Jahresumsatz von Isover in Deutschland betrug 2019 rund 358 Millionen Euro, während der Umsatz von Saint-Gobain im Jahr 2021 bei 44,2 Milliarden Euro lag. Dennoch zeigt die allgemeine Marktentwicklung, dass die Branche sich auf neue Herausforderungen einstellen muss, insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Praktiken und umweltfreundliche Materialien.
Nachhaltigkeit im Fokus
Angesichts der Schließung der Produktion in Bergisch Gladbach fokussiert sich Saint-Gobain auch weiterhin auf ökologische Glanzstücke. Im Speyer-Werk investiert das Unternehmen beispielsweise 38 Millionen Euro in den Umbau und die Modernisierung der Anlagen, um den ökologischen Fußabdruck der Produkte zu minimieren. Dies inkludiert die Verwendung von bis zu 80 % Recyclingglas anstelle neuer Rohstoffe, was die Ressourcenfrage in der Industrie entscheidend beeinflusst. Der neue Ofen, der mit einer Mischung aus Erdgas und Sauerstoff betrieben wird, soll den Energieverbrauch um 10 bis 20 % senken.
Zusammenfassend ist die Schließung des Bergisch Gladbacher Werks auf mehrere Faktoren und die anhaltende Transformation der Baustoffbranche zurückzuführen. Isover, als Teil der Saint-Gobain Gruppe, wird weiterhin innovative Lösungen entwickeln, während sie gleichzeitig auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen möchte. In diesem Wandel liegt sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance zur Neuausrichtung auf nachhaltige und effiziente Dämmtechniken.
Für weitere Informationen zu den Entwicklungen im Bereich der industriellen Dämmstoffe können Sie Kölner Stadt-Anzeiger, Isover und Saint-Gobain besuchen.