
In der aktuellen Rodelsaison hat Deutschland bislang nur vier von 16 möglichen Siegen bei den vier Weltcuprennen erzielt. Diese Bilanz wirft Fragen zur einst starken Leistung des deutschen Teams auf, insbesondere vor dem Hintergrund einer bitteren Niederlage in Oberhof, wo die österreichischen Männer die Plätze eins bis vier belegten. Diese Entwicklung verstärkt den Eindruck, dass die deutsche Dominanz im Rodeln schwindet, besonders angesichts der blühenden Form der Konkurrenz aus Österreich. Der neue Bundestrainer Patric Leitner, der im Sommer 2024 die Nachfolge des langjährigen Trainers Norbert Loch angetreten hat, sieht hingegen noch positive Ansätze in der Mannschaft.
Leitner betont, dass die Teamleistung durchaus zu wünschen übrig lasse, jedoch Ausdruck eines Prozesses sei, in dem sich die Athleten erst finden müssten. Die öffentliche Erwartungshaltung, dass Deutschland im Rodeln automatisch an der Spitze stehen sollte, sei nicht immer gerechtfertigt. In der aktuellen Situation hält Leitner die Teamkommunikation und den Zusammenhalt für besonders wichtig, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. “Beim Rodeln muss man das letzte Hemd geben, um vorne zu landen”, erklärt Leitner und unterstreicht die Notwendigkeit von Engagement und Teamgeist in schwierigen Zeiten. Auch der Teamzusammenhalt wurde durch ein Trainingslager am Gardasee im Sommer 2024 gefestigt.
Herausforderungen und Talente
Die Konkurrenz im internationalen Rodelsport hat in den letzten Jahren zugenommen. Leitner spricht davon, dass andere Nationen regelmäßig in deutschen Rodelbahnen trainieren, was den vermeintlichen Heimvorteil relativiert. Dennoch gibt es Lichtblicke. Mit jungen Talenten wie Merle Fräbel und dem Doppel Orlamünder/Gubitz ist die deutsche Mannschaft dabei, neue Hoffnungen zu wecken. In einem erfreulichen Kontext bleiben die Athleten des Teams gesund und fit, was eine solide Grundlage für die bevorstehenden Wettkämpfe darstellt.
Österreich gilt als Hauptkonkurrent Deutschlands. Wie Julia Taubitz, eine der leistungsstärksten Rodlerinnen des deutschen Teams, bemerkt, sind die österreichischen Athleten durch die Arbeit von Trainer Georg Hackl in einem anhaltenden Flow. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit für das deutsche Team, sich weiterzuentwickeln und an den eigenen Stärken zu arbeiten.
Patric Leitners Rolle als Trainer
Patric Leitner, der als Olympiasieger von 2002 selbst über umfangreiche Erfahrung im Rodelsport verfügt, bringt eine motivierte Sichtweise in diese neue Rolle. Er hatte zuvor als Athletiktrainer für die Nationalmannschaft gearbeitet und zahlreiche Erfolge erzielt, bevor er Norbert Loch übernahm, der in 16 Jahren als Trainer 22 Olympiamedaillen und fast 100 WM-Medaillen sammelte. Leitner strebt danach, bis zu den Olympischen Spielen 2026 das Team erfolgreich zu führen und plant eine Umstellung im Athletiktraining mit einem verstärkten Fokus auf den Start. Erste Selektionsrennen sind für Oktober 2024 geplant.
Die bevorstehenden Herausforderungen sind enorm, aber Leitner bleibt optimistisch. Seine Entscheidung, ein lukratives Angebot aus dem Ausland abzulehnen, zeigt sein Engagement für den deutschen Rodelsport. Seine Familie unterstützt ihn in dieser anspruchsvollen Rolle, die er mit Hingabe und Leidenschaft ausfüllt.
Mit einer gesunden Mannschaft und positiven Eindrücken von neuen Teams sowie einer klaren Vision für die Zukunft, ist Deutschland bereit, die Herausforderungen der nächsten Saison anzunehmen und die eigene Stärke zurückzugewinnen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den individuellen Leistungen, sondern auch auf einem starken Teamgeist, der in den kommenden Wettkämpfen entscheidend sein könnte.