
In Nordrhein-Westfalen (NRW) rücken Wölfe und ihre Auswirkungen auf die Weidetierhaltung erneut in den Fokus. Am 1. Dezember 2024 wurden in Solingen sieben Schafe gerissen, drei weitere Tiere erlitten Verletzungen. Der Wolf, der dafür verantwortlich gemacht wird, gehört zu einem Rudel aus Niedersachsen und trägt die wissenschaftliche Bezeichnung GW4178m. Zudem wurde derselbe Wolf auch am 18. Dezember 2024 in Belgien gesichtet. Diese Ereignisse führen zu einer intensiven Diskussion über den Schutz von Weidetieren und die Interaktion zwischen Menschen und Wölfen.
Wie Berichte von derwesten.de verdeutlichen, können Wölfe große Distanzen zurücklegen, was die Herausforderungen für die Viehhalter im Lande erhöht. Wolf-Experte Peter Höffken von Peta betont, dass Wölfe von Natur aus scheu sind und Menschen meiden, dennoch kann es zu Begegnungen kommen. Bei solchen Begegnungen ist es wichtig, auf den angelegten Wegen zu bleiben und eine direkte Konfrontation zu vermeiden. Sollte ein Wolf gesichtet werden, ist es ratsam, ruhig zu bleiben und Abstand zu halten, anstatt wegzulaufen.
Fördermöglichkeiten und Herdenschutz
Angesichts der Sorgen um Wolfsübergriffe ist es für Halter von Schafen, Ziegen und anderen Weidetieren in NRW von Bedeutung, entsprechende Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Laut der Landwirtschaftskammer NRW können Viehhalter Fördermittel beantragen, um wolfssichere Zäune, wie Elektrozäune, einzurichten. Auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden, einschließlich Rassen wie dem Pyrenäen-Berghund oder Maremmano-Abruzzese, wird gefördert. Die Maßnahmen können zu 100 % finanziert werden, sofern die Tiere innerhalb ausgewiesener Förderkulissen gehalten werden.
Zusätzlich erhalten Halter, die ihre Tiere bei der Tierseuchenkasse NRW gemeldet haben, Zuwendungen, um die finanziellen Belastungen im Falle von Wolfsübergriffen zu mindern. Anträge müssen bei der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW eingereicht werden, und Halter benötigen dafür eine Unternehmernummer. Die Herdenschutzberater der Landwirtschaftskammer stehen den Interessierten als Ansprechpartner zur Verfügung.
Zunahme von Wolfsübergriffen
Die Wiederansiedlung von Wölfen in Deutschland ist ein relativ neues Phänomen. Seit 1998 breiten sich Wölfe wieder aus, nachdem sie über 150 Jahre hinweg ausgerottet waren. Im Monitoringjahr 2022/2023 wurden 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare und 22 Einzelwölfe gezählt. Die meisten dieser Wölfe leben in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Diese Entwicklungen haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Weidetierhaltung, wie die Berichterstattung über die Problematik zeigt.
Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 1136 Übergriffe durch Wölfe, bei denen 4366 Tiere geschädigt wurden, darunter 3778 Schafe. Diese Zahlen sind alarmierend, vor allem wenn man bedenkt, dass es vor acht Jahren nur 125 Übergriffe mit 377 betroffenen Tieren gab. Die steigenden Übergriffe sind mit der Ausbreitung neuer Wolfspopulationen in Verbindung zu bringen, die anfangs signifikante Schäden verursachen können. Diese nehmen jedoch meist nach 1-2 Jahren ab, wenn effektive Herdenschutzmaßnahmen etabliert sind.
In der Debatte um Wölfe in Deutschland wird auch die Forderung nach jagdlicher Regulierung laut. Der Deutsche Bauernverband spricht sich für Maßnahmen aus, um Problemwölfe zu kontrollieren. Eine neue Regelung, die Ende 2023 beschlossen wurde, ermöglicht es, auffällige Wölfe innerhalb von drei Wochen nach einem Übergriff zu schießen, ohne eine DNA-Analyse durchführen zu müssen. Diese Maßnahmen sollen helfen, die bestehenden Konflikte zwischen Wölfen und Weidetierhaltern zu entschärfen.