
Das Besucherlenkungsprojekt im Oberallgäu, ein zentrales Vorhaben zur Steuerung des Tourismus in dieser landschaftlich reizvollen Region, wird bis 2027 fortgeführt. Der Kreisausschuss hat sich nach einer intensiven Debatte mit knapper Mehrheit für die Weiterführung ausgesprochen, trotz der Bedenken, die insbesondere von CSU und FDP geäußert wurden. Der Eigenanteil des Landkreises für das Projekt beläuft sich auf rund 108.000 Euro bis Ende 2027. Ursprünglich mit staatlicher Förderung von 500.000 Euro im Jahr 2021 ins Leben gerufen, konnte das Projekt aufgrund seiner positiven Resonanz kostenneutral bis zum Ende dieses Jahres weitergeführt werden.
Das Besucherlenkungskonzept 2.0 sollte anfangs bis Mitte 2024 in Kraft bleiben. „Wir haben es geschafft, die Fortführung bis Ende 2024 zu sichern, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen“, erklärt der Kreisausschuss. Zu den Schwerpunkten des Projektes zählen ein umfangreiches Beschilderungskonzept sowie die Bereitstellung von Informationen auf der neuen Homepage, die nun unter dem Namen „Freiraum Lebensraum“ verfügbar ist. Diese digitale Plattform ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Ansatzes zur Besucherlenkung und bietet Informationen zur Naturverhaltensweise, die jederzeit auf Smartphones abgerufen werden können.
Herausforderungen und Widerstände
Ein wichtiges Ziel des Projektes ist es, die Besucherströme gezielt zu lenken, um sowohl die Bedürfnisse der Touristen als auch den Schutz der Natur und der lokalen Gemeinschaft zu gewährleisten. Die landschaftliche Attraktivität des Landkreises zieht viele Urlauber und Tagestouristen an, was jedoch zu einer Belastung für die Fauna und Flora führt und Konflikte mit Anwohnern sowie Landbesitzern nach sich zieht. Die Debatte über die Kosten-Nutzen-Effekte wurde insbesondere von CSU-Kreisrat Thomas Wurmbäck und FDP-Kreisrat Michael Käser vorangetrieben.
Dennoch fanden Unterstützer des Projektes, wie der Freie Wähler Martin Beckel und Christina Mader von den Grünen, Gehör. Sie betonten die positiven Effekte der Besucherlenkung und argumentierten, dass diese Maßnahme notwendig sei, um die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Region anzugehen. Diese Balance zwischen Freizeitnutzung und Naturschutz bleibt eine zentrale Herausforderung.
Digitale Informationen und Zukunftsperspektiven
Im Rahmen des Projekts werden auch Videoclips und weitere Informationen nach und nach auf der Webseite integriert. Landrätin Indra Baier-Müller hebt hervor, dass die moderne digitale Besucherlenkung nicht nur Informationen zur Verfügung stellt, sondern auch das Bewusstsein der Besucher für den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur schärfen soll. „Die Besucher sollen durch Freiwilligkeit und Information sensibilisiert werden, nicht durch Verbote“, so Baier-Müller.
Die Regierung von Schwaben unterstützt das Vorhaben mit einer Förderung von 70 Prozent, was bei Gesamtkosten von 361.000 Euro für die nächste Projektphase einen wesentlichen finanziellen Rückhalt bietet. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Projekts wird als Schlüssel angesehen, um die Naturschätze des Oberallgäus zu schützen und gleichzeitig die wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus zu nutzen. Ein gut geplanter Schutzgebietstourismus kann nicht nur die natürliche Umgebung bewahren, sondern auch ein Verantwortungsgefühl für die Werte dieser geschützten Räume fördern.
Ein nachhaltiges Gleichgewicht von Freizeit und Naturschutz ist jedoch nicht nur eine Herausforderung für den Oberallgäu, sondern ein Faktor, der in vielen Regionen von Bedeutung ist, wie auch das IUCN verdeutlicht. Damit steht der Landkreis im Vordergrund einer zukunftsweisenden Diskussion über das Management von Naturressourcen und die Rolle des Tourismus in der Gesellschaft.