
Im Juli 2025 wird die Rente in Deutschland um 3,74 Prozent erhöht, was für viele Rentner eine wichtige Erleichterung darstellt. Diese Anpassung erfolgt vor dem Hintergrund, dass der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel künftig eine signifikante Rolle spielen könnte. Der Nachhaltigkeitsfaktor berücksichtigt das Verhältnis von Rentenbeziehern zu Beitragszahlern und könnte, je nach Entwicklung der demografischen Rahmenbedingungen, kommende Rentenanpassungen beeinflussen. Ein Kontext, der durch den Anstieg der Rentnerzahl im Verhältnis zu den Beitragszahlern noch komplizierter wird. Dies wäre angesichts der aktuellen Situation besonders relevant, da bereits im Jahr 2021 der Rentenanspruch auf 48 Prozent festgelegt wurde und dieser lediglich bis zum 1. Juli 2025 garantiert bleibt. In den laufenden Sondierungsgesprächen zwischen Union und SPD wird eine Stabilisierung des Rentenniveaus nach positiven wirtschaftlichen Entwicklungen angestrebt. Exakte Zusagen zum Rentenniveau von 48 Prozent fehlen jedoch bisher.
Ein Stabilitätsfaktor, der nicht zu vernachlässigen ist, ist das wirtschaftliche Wachstum. Dies wird als essenziell für eine funktionierende Rentenfinanzierung erachtet. Carsten Linnemann, der Generalsekretär der CDU, äußerte Bedenken, dass ein sinkendes Rentenniveau die Folgen von nicht optimiertem Wirtschaftswachstum nicht wiedergutmachen kann. Zudem fordert der Sozialverband VdK eine Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent, um die Altersarmut besser zu bekämpfen. Aktuell warnen die Deutsche Rentenversicherung und zahlreiche Experten davor, dass durch ausbleibende Beiträge eine schnellere Abbau der Liquiditätsreserve droht. Eine Erhöhung der Beitragsatz könnte notwendig sein, um die Nachhaltigkeitsrücklage aufzuarbeiten.
Altersarmut als drängendes Problem
Die Problematik der Altersarmut ist in Deutschland besonders ausgeprägt, vor allem unter Frauen. Aktuellen Analysen zufolge liegt das durchschnittliche Alterseinkommen bei Frauen ab 65 Jahren bei etwa 17.800 Euro brutto pro Jahr, während Männer es auf 25.400 Euro bringen. Der Gender Pension Gap betrug im Jahr 2021 etwa 30 Prozent. Schätzungsweise 20 Prozent der Frauen und 17,5 Prozent der Männer in dieser Altersgruppe sind von Armut gefährdet. Ein Beispiel ist die 66-jährige Ingeborg E. aus München, die mit einer monatlichen Rente von 820 Euro auskommen muss. Um ihre Grundbedürfnisse zu decken, arbeitet sie als Minijob-Leih-Oma.
Die steigenden Lebenshaltungskosten stellen eine zusätzliche Belastung dar; Ingeborg E. zahlt monatlich 600 Euro Miete und sieht sich zunehmen finanziellen Schwierigkeiten ausgesetzt. Ihre Einsamkeit und Unzufriedenheit über die politische Situation äußert sie deutlich. Senioreneinrichtungen wie der Verein Lichtblick versuchen, solche Personen zu unterstützen, indem sie ihnen finanzielle Hilfe und soziale Aktivitäten bieten.
Politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Altersarmut
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Rentnern eingeführt, darunter die Anrechnung von Kindererziehungszeiten und die Einführung des Grundrentenzuschlags. Diese Maßnahmen richten sich vor allem an Frauen, da etwa 70 Prozent der Begünstigten Frauen sind. Das BMAS rät dazu, eine gute Ausbildung sowie eine dauerhafte berufliche Beschäftigung zu verfolgen, um Altersarmut vorzubeugen. Zudem besteht die Möglichkeit, Grundsicherung im Alter zu beantragen, wenn das Einkommen nicht ausreicht. Im Jahr 2023 gab es rund 659.000 Empfänger von Grundsicherung im Alter, was einen Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Rentenpolitik in Deutschland angesichts der demografischen Veränderungen und der Herausforderungen wie Altersarmut dringend überdacht werden muss. Dies betrifft sowohl die Gestaltung der Rentenformel als auch die Unterstützung für die betroffenen Seniorinnen und Senioren. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Rentensystem könnte es entscheidend sein, wie effektiv und nachhaltig die politischen Maßnahmen in Zukunft gestaltet werden.