
Am 23. Januar 2025 fand während der Ökumenischen Woche in Friesenheim eine aufschlussreiche Diskussion über die Zukunft der Kirchen statt. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann beleuchteten die Herausforderungen, die sich aus sinkenden Mitgliederzahlen und finanziellen Engpässen ergeben. Die Veranstaltung richtete sich an ein Publikum, das sich für den Umgang der christlichen Kirchen mit diesen Herausforderungen interessiert.
Die Diskussion thematisierte vor allem den seit Jahren anhaltenden Mitgliederschwund. Dieser hat dazu geführt, dass im Jahr 2022 nur noch 47,5% der Bevölkerung in Deutschland einer katholischen oder evangelischen Kirche angehörten. Dieses drastische Absinken der Mitgliederzahlen ist kein neues Phänomen; vor 15 Jahren lag der Anteil noch bei 60,6%. Zudem traten im vergangenen Jahr so viele Menschen wie nie zuvor aus beiden Kirchen aus, mit insgesamt 522.821 Kirchenaustritten bei der katholischen und 380.000 bei der evangelischen Kirche. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit der Diskussion über die Zukunft und Finanzierung der Kirchen. Sonntagsblatt berichtet, dass die Mitgliederschwund auch die gesellschaftliche Unterstützungsstruktur der Kirchen gefährdet.
Finanzielle Herausforderungen
Obwohl die Kirchensteuereinnahmen 2022 eine Rekordsumme von 6,24 Milliarden Euro erreichten, sind die finanziellen Rahmenbedingungen kritisch. Die Katholische Kirche verzeichnete Einnahmen von rund 6,73 Milliarden Euro im Jahr 2021 und bewegte sich 2019 sogar auf rekordhohem Niveau mit 6,76 Milliarden Euro. Dennoch wird prognostiziert, dass die Finanzkraft der Kirchen bis 2060 um die Hälfte sinken könnte, eine Entwicklung, die durch stetig wachsende Austrittsquoten beschleunigt wird. Evangelisch.de hebt hervor, dass diese finanzielle Unsicherheit auch Auswirkungen auf zahlreiche soziale Einrichtungen haben kann, die auf Kirchenfinanzierungen angewiesen sind.
Die gesellschaftlichen Folgen des Mitgliederschwunds werden tiefgreifend sein. Es besteht eine wachsende Unsicherheit über zukünftige Zuwendungen für soziale Einrichtungen wie Schulen, Pflegeheime und Krankenhäuser. Experten warnen, dass der Rückgang der finanziellen Mittel einer der zentralen Eckpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts gefährden kann. Der Verlust in der Kirchenfinanzierung könnte somit weitreichende Auswirkungen auf das soziale Gefüge der Gesellschaft haben.
Die Diskussion über die Zukunft der Kirchen und ihre finanziellen Herausforderungen wird weiterhin notwendig sein, um Wege zu finden, die Kirche als institutionellen und sozialen Akteur in einer sich verändernden Gesellschaft zu stärken. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert nicht nur strategisches Denken, sondern auch eine umfassende Auseinandersetzung mit den sich wandelnden Bedürfnissen der Bevölkerung.