
In einer alarmierenden Entwicklung bezüglich der Sicherheit von Gesundheitspersonal berichten Fachleute aus der Klinik Kandel über häufige gewalttätige Vorfälle in der Notaufnahme. Oberarzt Daniel Schäfer und die Pflegeleitung schildern, dass die Polizei oft zu Hilfe gerufen werden muss. Besonders beunruhigend sind die Gewalttaten, die in den vergangenen Monaten verzeichnet wurden.
Beispiele solcher Vorfälle sind erschreckend. Ein Mann versuchte, mit einem Feuerlöscher einen Mitarbeiter der Klinik zu verletzen. In einem weiteren Fall schlug ein 19-Jähriger einem Arzt ins Gesicht, als dieser nach seinem Gesundheitszustand fragte. Doch besonders dramatisch war ein Vorfall, bei dem ein Mann einer Klinikmitarbeiterin mit einem Messer drohte, nachdem sie ihm angeboten hatte, Wasser zu bringen. Obwohl er sich später entschuldigte, sind solche Vorfälle in der Notaufnahme alles andere als selten, wie rheinpfalz.de berichtet.
Hintergrund der Gewalt
Die Gewalt gegen Mitarbeitende in der Notfallversorgung hat sich zu einem gravierenden Problem entwickelt. Dies bestätigt eine deutschlandweite Querschnittserhebung aus dem Jahr 2020, die über 349 Beschäftigte in Notaufnahmen befragte, darunter 115 Führungskräfte. Die Ergebnisse der pmc.ncbi.nlm.nih.gov verdeutlichen die gravierenden Herausforderungen, die das medizinische Personal im Alltag bewältigen muss.
Die häufigsten Risikofaktoren für Gewalt sind Alkohol- oder Drogenkonsum, psychiatrische Erkrankungen, hohe Patientenzahlen und lange Wartezeiten. Die Gesundheitsversorgung wird zudem durch eine hohe Arbeitsbelastung beeinträchtigt, die die Umsetzung von Sicherheitmaßnahmen erheblich erschwert. Trotz der Erfahrungen der Beschäftigten in der Notfallversorgung erachten nur 31 % der Leitungskräfte die vorhandenen Maßnahmen als erfolgreich, während 59 % diese als erfolglos ansehen.
Notwendige Maßnahmen zur Gewaltprävention
Die Notwendigkeit für präventive Maßnahmen ist unbestreitbar. Beschäftigte haben sich für die Verfügbarkeit von Sicherheitspersonal und eine standardisierte Meldung von Vorfällen ausgesprochen. Über 67 % der Führungskräfte berichteten von fehlendem Sicherheitsdienst in ihren Einrichtungen. Auch die strukturelle Aufarbeitung gemeldeter Gewaltvorfälle lässt zu wünschen übrig, da mehr als die Hälfte der Befragten angibt, diese würden nicht angemessen bearbeitet.
Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen wie die Aufstockung des Personals und ein eingeschränkter Zutritt für Begleitpersonen kluge Strategien, um das Konfliktpotenzial zu verringern. Die Mitarbeiter fordern auch stärkere Unterstützung durch Vorgesetzte und regelmäßige Deeskalationstrainings. Gewalt in der Notfallversorgung hat nicht nur psychische Folgen für die Betroffenen, sondern führt auch zu hohen Kosten für die Krankenhäuser durch Arbeitsausfälle und verminderte Produktivität.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Gewalt gegen medizinisches Personal ernst genommen werden muss. Die Mittel zur Gewaltbewältigung müssen organisiert, personell und technisch optimiert werden. Ein strukturiertes Dokumentationssystem könnte helfen, die tatsächliche Anzahl der Vorfälle realistisch abzubilden und effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu entwickeln.