
Im Stadtteil Atzel in Landstuhl ist die Rückkehr eines Supermarktes in greifbare Nähe gerückt. Seit der Schließung des Wasgau-Markts im Mai 2015 aufgrund zu niedriger Umsätze gibt es dort keinen Lebensmittelladen mehr. Mehrere Versuche, einen Ersatz zu finden, zum Beispiel durch die Ansiedlung eines Cap-Markts oder die Organisation eines Verkaufswagens, sind gescheitert. Dieser Mangel an Einkaufsmöglichkeiten bringt die Gemeinde in eine schwierige Lage, da viele Bewohner nun auf umfangreiche Anfahrten zu großen Supermärkten angewiesen sind. Laut BMEL wohnen zwei Drittel der Bewohner ländlicher Räume weiter als 1.000 Meter vom nächsten Lebensmittelgeschäft entfernt.
Um diesen Missstand zu beseitigen, hat Stadtbürgermeister Mattia De Fazio die Ansiedlung von Tante Enso initiiert. Im Wahlkampf hatten die Bürger den Wunsch nach einer neuen Einkaufsmöglichkeit geäußert. Tante Enso kombiniert die Vorteile eines traditionellen Tante-Emma-Ladens mit modernen Online-Supermarkt-Angeboten. Diese innovative Lösung richtet sich insbesondere an ländliche Regionen mit geringer Einwohnerzahl, in denen große Supermarktketten oft nicht rentabel arbeiten können. Der geplante Markt wird in den Räumen des ehemaligen Wasgau-Markts angesiedelt, wobei die Verkaufsfläche auf 250 Quadratmeter verkleinert wird.
Konzepte und Vorteile von Tante Enso
Tante Enso wird als Genossenschaft betrieben und vereint bereits zahlreiche Filialen bundesweit, darunter in Görzig, Abtsdorf und Großlehna. Diese Märkte bieten etwa 3.500 Produkte, darunter auch frische Waren, und haben eine Öffnung von etwa 20 Stunden pro Woche mit Personal, während die Self-Checkout-Kassen rund um die Uhr zugänglich sind. Die Resonanz in bisherigen Märkten zeigt sich durch positive Kundenfeedbacks, die zum Teil in Einsparungen bei Fahrtkosten und die Nähe des Marktes begründet werden. Zudem wird der Kundenwunsch nach spezifischen Waren, wie etwa einer Bäckerei, aktiv berücksichtigt, um den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung gerecht zu werden, wie MDR beschreibt.
Damit der Markt in Atzel eröffnet werden kann, müssen 600 der 3.150 Einwohner über 18 Jahren Anteile im Wert von je 100 Euro erwerben. Die Anteile sind kündbar und vererbbar. Zusätzlich können Käufer von Anteilen mit Vorteilen wie Gutschriften und Einkaufsguthaben rechnen. Im Falle eines Scheiterns der Ansiedlung werden die 100 Euro zurückerstattet. Diese Unterstützung und das Bürgerengagement sind entscheidend, um das nötige Kapital zusammenzubringen und den Standort mit Leben zu füllen.
Engagement der Bürger und Planung
Die Stadt hat alle Bürger angeschrieben und ein Informationsvideo erstellt, um das Projekt bekannt zu machen. Es gibt großes Interesse, auch aus den umliegenden Gemeinden. Um den Bürgern alle Fragen zu beantworten, bieten Paten der Aktion Sprechstunden an. Eine Bürgerversammlung findet am Dienstag, den 18. Februar, um 19 Uhr in der Pauluskirche Landstuhl-Atzel statt. Binnen vier Wochen nach der Versammlung müssen die erforderlichen Anteile verkauft werden, und die Anzahl der verkauften Anteile wird wöchentlich auf der Homepage der Verbandsgemeinde veröffentlicht.
Die Eröffnung des Tante-Enso-Marktes hängt letztendlich von der Baugenehmigung für den Umbau ab. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Eröffnung bereits bis zum Spätsommer 2025 erfolgen. Das Projekt wird als wichtiger Schritt angesehen, um die Nahversorgung im ländlichen Raum zu sichern und den Bedürfnissen der Einwohner gerecht zu werden, die in den letzten Jahren zunehmend unter der Abwanderung von Handelsangeboten gelitten haben.