
Donald Trumps mögliche Rückkehr ins Weiße Haus könnte weitreichende Auswirkungen auf die Pharmaindustrie haben, insbesondere auf deutsche Unternehmen. Trump hat nicht nur öffentlich erklärt, dass er mit deutschen Pharmaprodukten vertraut ist, sondern konsumiert auch öffentlich Aspirin von Bayer. Dieses persönliche Interesse an Arzneimitteln könnte die Art und Weise, wie eine künftige Trump-Administration die Branche betrachtet, beeinflussen. Trump und der derzeitige Präsident Joe Biden haben beide die Preispolitik der Pharmakonzerne scharf kritisiert, während die USA als einer der lukrativsten Märkte für Pharmaunternehmen gelten, da Patienten in den USA für verschreibungspflichtige Medikamente dreimal so viel zahlen müssen wie in anderen Industrieländern, wie aus einer Studie von Rand hervorgeht.
Die Arzneimittelpreise in den USA sind beunruhigend hoch: Die Preise für Generika liegen durchschnittlich 30% unter denen anderer Länder, während Originalpräparate im Schnitt mehr als viermal so viel kosten. Angesichts dieser Entwicklung hat Biden bereits Maßnahmen zur Senkung der Arzneimittelpreise initiiert, wie den Inflation Reduction Act (IRA). Unter diesem Gesetz wurden bereits niedrigere Preise für zehn Medikamente ausgehandelt, darunter Produkte von Bayer und Boehringer Ingelheim. Diese politisch motivierten Veränderungen könnten jedoch von Trump in der nächsten Wahlperiode umgekehrt oder sogar aufgehoben werden.
Risiken für die deutsche Pharmaindustrie
Trump hat mit Zöllen gedroht, die die deutsche Pharmaindustrie stark treffen könnten. Rund 25% der deutschen Pharmaexporte gehen in die USA, was sie zur größten Abnehmernation für deutsche Pharmaka macht. Dadurch hängt etwa 14,4% der gesamten Wertschöpfung der deutschen Pharmaindustrie vom US-Markt ab. Zum Vergleich: In der gesamten deutschen Wirtschaft beträgt dieser Wert nur 7,3%, im Maschinenbau 8,8%. Mit fast 133.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 37,6 Milliarden Euro in 2023 ist die Pharmaindustrie ein zentraler Wirtschaftszweig.
Die Situation wird durch die aktuellen Zölle, die weltweit bereits bei nur 1-2% liegen, noch komplizierter. Trump hat angedroht, Zölle von bis zu 60% auf chinesische Waren und bis zu 20% auf Produkte aus anderen Ländern zu erheben. Branchenvertreter warnen davor, dass die Pharmaexporte in die USA um bis zu 35% zurückgehen könnten. Dies wäre ein dramatischer Rückschlag, der nicht nur die Industrie, sondern auch die Verfügbarkeit lebenswichtiger Behandlungen in den USA gefährden könnte. Roche äußerte bereits Bedenken über die möglichen negativen Auswirkungen, die Zölle auf die Versorgung mit Arzneimitteln haben könnten.
Ein sich veränderndes Gesundheitsumfeld
Die US-Regierung arbeitet momentan daran, die hohen Gesundheitsausgaben zu dämpfen. Beispielsweise sollen im Rahmen des Inflation Reduction Act Preisverhandlungen für Medikamente, die von Medicare abgedeckt werden, eingeführt werden. Ziel ist es, die Kosten für Pharmazeutika um etwa 288 Milliarden US-Dollar in den nächsten zehn Jahren zu senken. Diese Reformen könnten jedoch auch Auswirkungen auf die Importabhängigkeit Deutschlands von pharmazeutischen Produkten haben.
Das US-Gesundheitssystem, das 2021 17,8% des BIP ausmachte, findet sich weltweit in der Kritik. Die hohen Kosten spiegeln sich auch in den pro-Kopf-Ausgaben von etwa 12.318 US-Dollar wider. Diese Entwicklung ist für die Gesundheitsversorgung besorgniserregend, zumal mehr als 4 Millionen Menschen in den USA aktuell nicht krankenversichert sind.
Die bevorstehenden Wahlen und die politische Unsicherheit machen es schwierig, vorherzusagen, in welche Richtung sich die Pharmaindustrie entwickeln wird. Die Diskussionen über Gesundheitspolitik und Preise werden weiter im Fokus stehen, sowohl von der Regierung als auch von der Industrie selbst. Ein mögliches Comeback von Trump könnte die Dynamik in diesem immer komplexer werdenden Feld deutlich verändern.