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Neue Forschung enthüllt: Wie schwache Sprachelemente Kinder beeinflussen!

Die Bedeutung schwacher Sprachelemente in der Sprachentwicklung rückt zunehmend in den Fokus der linguistischen Forschung. In diesem Rahmen wird an der Universität Marburg unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Domahs eine neue Forschungsgruppe ins Leben gerufen. Diese trägt den Titel „Weak Elements in Phonology: Development, Processing and Modality“ und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die nächsten vier Jahre mit etwa 4,1 Millionen Euro gefördert. Ziel dieser Initiativen ist es, ein besseres Verständnis für die Funktionen schwacher Einheiten in der Sprachentwicklung und -verarbeitung zu erlangen.

Die ersten Ergebnisse einer begleitenden Pilotstudie zeigen, dass Kleinkinder eine signifikante Zeit benötigen, um unbetonte Silben am Ende von Wörtern korrekt zu produzieren. Schwierigkeiten bei der Produktion dieser unbetonten Silben können sich demnach negativ auf den Spracherwerb auswirken. Die Untersuchung hinterfragt zudem, wie sich prosodische Elemente, also das Zusammenspiel von Tempo, Melodie und Rhythmus, auf das Lernen und die Verarbeitung von Sprache auswirken. Es ist bekannt, dass schwache Silben grammatische Informationen wie Singular und Plural transportieren können.

Forschungsfragen und Interdisziplinarität

Die Forschungsgruppe hat sich mehrere zentrale Fragestellungen gesetzt. Diese beschäftigen sich mit dem Erwerb schwacher Elemente unter unterschiedlichen Bedingungen, ihrer historischen Entwicklung sowie den neuronalen Prozessen, die beim Verstehen schwacher Elemente ablaufen. Auch die Rolle dieser Elemente im Versmaß und deren Einfluss auf die Verarbeitung grammatischer Informationen werden intensiv behandelt. Ferner wird auch untersucht, wie die Sprachmodalität – also der Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache – den Erwerb und die Verarbeitung beeinflusst.

Die Gruppe vereint Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen sprachwissenschaftlichen Bereichen und arbeitet dabei mit Institutionen wie der Universität Erfurt, der Universität Mannheim, der Goethe-Universität Frankfurt, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sowie mehreren renommierten Instituten zur Sprach- und Erwachsenenbildung zusammen.

Neurokognitive Perspektiven

Zusätzlich zu den linguistischen Aspekten bietet die Forschung am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften und andere Einrichtungen einen neurokognitiven Rahmen zur Analyse der Sprachverarbeitung. Diese Forschung untersucht, wie syntaktische, semantische und lexikalische Prozesse in der linken Hemisphäre des Gehirns ablaufen, während prosodische Prozesse in Bereichen der rechten Hemisphäre stattfinden, wie von Friederici und Kollegen (2017) festgestellt wurde. Aktuelle Projekte beziehen auch die Interaktionen zwischen Syntax, Semantik und weiteren linguistischen sowie nicht-linguistischen Bereichen wie Erinnerung und Emotion mit ein.

Die Ziele dieser Projekte sind es, die funktionalen und strukturellen Beziehungen sprachbezogener Schlüsselregionen im Gehirn näher zu beschreiben. Das weiterführende Ziel besteht darin, das hierarchisch organisierte Verarbeiten von Sprache umfassend zu verstehen. Dies schließt die Identifikation von „Universalien“ in der Neurokognition der Sprache ein, die zur Hypothesenbildung über den Zusammenhang zwischen Sprache und Gehirn beiträgt.

Praktische Anwendungen in der Sprachtherapie

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Forschung betrifft die klinische Linguistik, die Muster gestörter Sprache bei Kindern und Erwachsenen analysiert. Erkenntnisse aus Sprachpathologien können dazu verwendet werden, typische Sprachverarbeitungsprozesse zu spezifizieren und Diagnostik- sowie Therapieverfahren zu entwickeln. Im sprachtherapeutischen Zentrum KLing wird diese Forschung eng mit der klinischen Praxis verknüpft.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Untersuchung schwacher Sprachelemente sowohl aus linguistischer als auch aus neurokognitiver Perspektive bedeutende Implikationen für das Verständnis der Sprachverarbeitung und -erwerbs hat. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten werden nicht nur zur Bewertung theoretischer Annahmen beitragen, sondern auch praktische Anwendungen im Bereich der Sprachförderung und -therapie vorantreiben.

Statistische Auswertung

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Marburg, Deutschland
Beste Referenz
uni-marburg.de
Weitere Infos
cbs.mpg.de

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