
Der jüngste Dialog zwischen den USA und Russland über die Gaspipeline Nord Stream 2 weckt erneut internationales Interesse. Am 28. März 2025 gab der russische Außenminister Sergej Lawrow an, dass Gespräche über die eventuelle Inbetriebnahme der umstrittenen Pipeline stattfinden. Laut Lawrow sei eine „normale Energieversorgung Europas“ im Interesse sowohl Russlands als auch der USA. Dies könnte einen Wendepunkt in der Beziehung zwischen den beiden Ländern darstellen, insbesondere im Kontext des anhaltenden Ukraine-Konflikts.
Die Diskussion um Nord Stream 2, die in der Vergangenheit von politischen Spannungen geprägt war, gewinnt an Dringlichkeit. Am 7. Februar 2022, während einer Pressekonferenz im Weißen Haus, warb US-Präsident Joe Biden für eine klare Position. Er erklärte, dass die Pipeline „nicht mehr existieren werde“, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren. Diese Worte unterstrichen die Bereitschaft der USA, Druck auf Russland auszuüben, während der deutsche Kanzler Olaf Scholz in diesem Moment Fragen zur Souveränität Deutschlands und dessen Umgang mit der Energiepolitik auswich.
Globale Energiedebatten
Lawrows Äußerungen kamen in einer Zeit, in der Medienberichten zufolge über eine potenzielle Reaktivierung von Nord Stream 2 durch US-Investoren spekuliert wird. Trotz der bisherigen politischen Blockaden durch die westlichen Länder könnte eine Vereinbarung zur Beilegung des Ukraine-Kriegs eine neue Realität schaffen. Insbesondere könnte ein US-Investor eine erheblich Einflussnahme auf die Gasversorgung Europas anstreben.
Ein zentraler Punkt in der Diskussion ist die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas. In der Vergangenheit warnte Biden davor, dass ein möglicher Militärschritt Russlands ein „gigantischer Fehler“ wäre und dass die Kosten dafür erheblich für Russland ausfallen würden. Scholz betonte die Bedeutung von Sanktionen im Falle einer Invasion und äußerte die Notwendigkeit, diplomatische Lösungen gemeinsam mit den transatlantischen Partnern zu suchen. Deutschland gilt als eines der ersten Länder, das einer energischen Zusammenarbeit mit den USA zustimmte, als es um die Bekämpfung der russischen Aggression ging.
Politische Herausforderungen und militärische Präsenz
Trotz der Politik der Entspannung, die nun offenbar wieder auf den Tisch kommt, bleibt Scholz unter Druck. Kritiker in den USA bemängeln, dass Deutschland zu wenig Druck auf Russland ausübt. Während der Kanzler in die USA reiste, um die enge Partnerschaft zu betonen, plante er auch eine diplomatische Offensive mit Reisen nach Kiew und Moskau, um die Situation zu entschärfen. Dabei soll auch die militärische Präsenz der Bundeswehr in Litauen aufgestockt werden, um das Vertrauen in die NATO-Partner zu stärken.
Nord Stream 2 sollte ursprünglich Gas von Russland nach Deutschland transportieren. Das Projekt wurde jedoch nie in Betrieb genommen, insbesondere nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022, als die deutsche Ampel-Koalition den Betrieb stoppte. Eintragend in die Komplexität der Situation sind auch die Vorkommnisse in der Ostsee, wo einer der beiden Röhrenstränge von Nord Stream 2 im September 2022 bei einem Anschlag zerstört wurde. Diese Entwicklungen unterstreichen, wie fragil die europäische Energiesicherheit geworden ist.
Die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, ob und wie Nord Stream 2 in die europäische Energiearchitektur zurückkehren wird. Die geopolitischen Einflüsse und das politische Geschick der handelnden Akteure werden dabei eine zentrale Rolle spielen.