
In Moskau läuft eine groß angelegte Rekrutierungskampagne für Söldner, die im Fronteinsatz in der Ukraine dienen sollen. Diese Rekrutierung wird nicht nur in Militärzentren, sondern auch in alltäglichen Lebensbereichen wie Supermärkten und an Kneipeneingängen beworben. Die Anwerbungsprämie beträgt beeindruckende 3 Millionen Rubel, was rund 32.258 Euro entspricht. Dazu kommt ein monatliches Gehalt von 210.000 Rubel (2.258 Euro). Damit könnten die Gesamteinnahmen eines Söldners im ersten Dienstjahr auf 5,52 Millionen Rubel (59.354 Euro) steigen, sofern er überlebt. Zum Vergleich: Jahresgehälter in der regulären Wirtschaft fallen häufig unter eine Million Rubel (10.753 Euro), was die Anwerbung als lukrative Option erscheinen lässt. Die Rekrutierungsplakatierungen betonen die Dringlichkeit und den vermeintlichen nahen Sieg Russlands.
Dennoch äußern Experten Skepsis über die realistischen militärischen Erfolge. In diesem Zusammenhang steht auch die leidenschaftliche Unterstützung der USA für die Ukraine, die weiterhin mit Kriegsgerät und Geheimdienstinformationen versorgt wird. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wiederholt seinen Unmut über die Ablehnung eines vollständigen Waffenstillstands durch Putin zum Ausdruck gebracht. Anonyme Quellen berichten, dass Moskau die Verhandlungen hinauszögert, um taktische Geländegewinne zu erzielen.
Rekrutierung aus Afrika
Russland hat die Rekrutierung von Soldaten über die Grenzen hinaus ausgeweitet, insbesondere nach Afrika. Laut Berichten des ukrainischen Verteidigungsgeheimdienstes (HUR) konzentriert sich diese Anwerbung auf Länder wie Ruanda, Burundi, Kongo und Uganda. Russland bietet dabei eine Anmeldeprämie von 2.000 Dollar, ein Monatsgehalt von 2.200 Dollar und sogar einen russischen Pass an. Die Begründung für diese Maßnahmen liegt in den enormen Verlusten, die Russland im Ukraine-Krieg erlitten hat – Schätzungen zufolge könnte die Zahl der verlorenen oder kampfunfähigen Soldaten über 500.000 liegen, mit täglichen Verlusten von etwa 1.000 Soldaten.
Die hohe Anzahl an Verlusten hat auch zu Unzufriedenheit unter den Angehörigen der Soldaten geführt, die zunehmend gegen die Mobilmachung protestieren. Außerdem führt die Mobilmachung zu einem Mangel an Arbeitskräften und zur Abwanderung von Fachkräften in Russland, während gleichzeitig Russlands Einfluss in Afrika wächst, unter anderem durch die Präsenz von Wagner-Söldnern in Ländern wie Mali und Burkina Faso.
Strategien zur Verlustkompensation
Seit Beginn der Vollinvasion in die Ukraine hat Russland massive Verluste erlitten. Medienberichte schätzen die Zahl der gefallenen russischen Soldaten auf mindestens 120.000, was zehnmal höher ist als die Verluste der Sowjetunion während des Afghanistankriegs. Der Kreml plant deshalb, die Sollstärke der russischen Streitkräfte drastisch zu erhöhen, um den aktuellen Verlusten entgegenzuwirken. Ziel ist es, die Truppenstärke von einer Million auf 1,5 Millionen bis Ende 2024 anzuheben.
Russland verfolgt dabei zwei Hauptstrategien: Zwangsmobilmachung und „verdeckte Mobilmachung“, die auf freiwilligen Anwerbungen basiert. Zu Beginn der Vollinvasion wurden bestehende Strukturen wie private Militärunternehmen (PMCs) und Milizen aktiviert, gefolgt von der Gründung neuer Einheiten. Zu den größten Freiwilligenformationen gehören die Wagner-Truppen und Kosakeneinheiten, die beide jeweils rund 50.000 Kämpfer umfassen.
Die Mobilisierung und Rekrutierung wird von regionalen Gouverneuren und Unternehmen unterstützt, wobei Kadyrow die Rekrutierung und Ausbildung seiner Kräfte in Tschetschenien kontrolliert. Trotz dieser enormen Mobilisierungsmaßnahmen, die auch einen ideologischen Hintergrund haben, bleiben die Risiken der „Proxyfizierung“ von Gewaltstrukturen und die Herausforderungen in der Kontrolle dieser Gruppen bestehen.