
In Völklingen demonstrierten am 12. März 2025 tausende Stahlarbeiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Die Veranstaltung fand im Vorfeld einer außerordentlichen Betriebsversammlung von Saarstahl statt, bei der die Unternehmensleitung über angespannte wirtschaftliche Verhältnisse informierte und mögliche Einsparungen in Millionenhöhe bekannt gab. Die IG Metall Völklingen, unter der Leitung von Lars Desgranges, fordert für die Belegschaft politische Unterstützung von der künftigen Bundesregierung.
Die Demonstration wurde von rund 3.000 bis 4.000 Mitarbeitenden besucht, die auf die prekären Bedingungen aufmerksam machen wollten. In den letzten Monaten litten Stahlunternehmen wie Saarstahl aufgrund einer schwächelnden Automobilindustrie, des Preisdrucks durch Billigstahl aus China und steigender Energiepreise. Unternehmenssprecher bestätigten unterdessen die geplante Sparmaßnahmen des Unternehmens, wobei konkrete Einsparungsbeträge noch nicht veröffentlicht wurden. Es gibt jedoch bereits Schätzungen, die für 2025 Einsparungen von 40 Millionen Euro, für 2026 von 30 Millionen Euro und für 2027 von 20 Millionen Euro vorsehen, insgesamt also 90 Millionen Euro, die die Belegschaft aufbringen soll.
Konkrete Rahmenbedingungen und mögliche Maßnahmen
Der Vorstand von Saarstahl bekräftigte, dass kündigungsgestützte Entlassungen sowie Standortschließungen momentan nicht angedacht seien. Dennoch könnte die Kurzarbeit ausgeweitet werden, was die ohnehin angespannte Stimmung unter den Mitarbeitenden weiter erschwert. Bei der Betriebsversammlung in der Hermann-Neuberger-Halle kam es zu hitzigen Diskussionen und hörbaren Pfeifkonzerten.
Betriebsratsvorsitzender Stephan Ahr warnte vor extrem harten Einschnitten und betonte die schwierigen Verhandlungen, die in den kommenden Tagen beginnen sollen. Die Belegschaft hat in der Vergangenheit bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht, indem sie auf tarifliche Lohnerhöhungen verzichtet und sich über ein Jahr in Kurzarbeit begeben hat. Dies zeigt die Notwendigkeit einer soliden Lösung, um die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.
Die Bedeutung der Stahlindustrie in Deutschland
Die Hintergründe der aktuellen Krise sind komplex und werden durch eine Studie der Wirtschaftsvereinigung Stahl unterstrichen. Diese betont, dass die deutsche Stahlindustrie essenziell für die industrielle Resilienz und das Wertschöpfungsnetzwerk des Landes ist. Stahl trägt hier 23% zum Produktionswert und 12% zu den Arbeitsplätzen der deutschen Gesamtwirtschaft bei. Zudem sehen 71% der Unternehmen Stahl aus Deutschland als entscheidend für das Label „Made in Germany“ an.
Experten warnen, dass ein Scheitern der Transformation der Stahlindustrie nicht nur die Stahlarbeiter, sondern auch viele andere wirtschaftliche Bereiche und Arbeitsplätze gefährden könnte. Vor diesem Hintergrund würde ein staatlicher Anschub in Höhe von einem Euro einen Produktionswert von drei Euro in Zulieferindustrien auslösen können. Daher ist die Unterstützung der Politik, für die die Demonstranten eintreten, von großer Bedeutung.
Die Lage bei Saarstahl verdeutlicht die Herausforderungen der Branche und die dringende Notwendigkeit, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Während die Belegschaft für ihre Rechte und den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpft, bleibt abzuwarten, wie sich die nächsten Verhandlungen und politischen Entscheidungen gestalten werden.