Sachsen-AnhaltThüringen

Filterblasen durchbrechen: So finden wir wieder zueinander!

In einer Zeit, in der soziale Medien eine zentrale Rolle in der politischen Meinungsbildung spielen, rückt das Projekt „Bubble Crasher“ ins Rampenlicht. Annika Schreiter, die das Projekt in Thüringen betreut, arbeitet eng mit einem Kollegen in Sachsen-Anhalt zusammen. Ziel des Projekts ist es, Menschen aus homogenisierten Aktivistenkreisen dazu zu bewegen, ihre Perspektiven zu hinterfragen und sich der Tatsache bewusst zu werden, dass die eigene Sichtweise lediglich eine von vielen ist. Laut MDR fördert das Projekt das Verlassen der eigenen Filterblase, um andere Sichtweisen kennenzulernen und möglicherweise auch in den besuchten Blasen Veränderungen herbeizuführen.

Besonders besorgniserregend ist, dass viele engagierte Menschen oft nicht merken, wie homogen ihre Blasen sind. Dies ist ein Phänomen, das durch die Mechanismen sozialer Medien verstärkt wird. Die Algorithmen, die bestimmen, welche Inhalte uns angezeigt werden, sind häufig undurchsichtig. Nutzer*innen sind auf Grundlage ihrer vorherigen Interaktionen und Suchanfragen in einem bestimmten Kontext gefangen, was zu einer sogenannten „selective exposure“ führt. Dieses Konzept besagt, dass Menschen dazu neigen, nur Informationen zu konsumieren, die ihre eigenen Überzeugungen stützen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass dies den konstruktiven Dialog zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gefährden kann.

Die Rolle der Algorithmen

Algorithmen in sozialen Netzwerken und Nachrichtenaggregatoren sind nicht nur komplex, sondern ändern sich auch ständig. Diese Veränderungen sollen helfen, relevante Informationen bereitzustellen und Nutzer*innen länger an die Plattformen zu binden. Allerdings haben nur 30 % der Nutzer*innen Vertrauen in die Auswahl der Inhalte durch diese Algorithmen, ein Rückgang im Vergleich zu früheren Jahren. Bemerkenswert ist, dass trotz dieser Skepsis Nutzer*innen in vielen Fällen algorithmisch ausgewählte Nachrichten gegenüber redaktionell ausgewählten vorziehen.

Eine Studie zeigt zudem, dass viele Menschen mehr unterschiedlichen Perspektiven gegenüberstehen, als sie annehmen. Dies widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass Filterblasen zwangsläufig zur gesellschaftlichen Isolation führen. Peter M. Dahlgren argumentiert, dass während Filterblasen technologisch identifizierbar sind, deren gesellschaftliche Auswirkungen oft übertrieben werden. Die Realität ist, dass Menschen auch außerhalb des Internets interagieren und somit persönliche Erlebnisse medialen Positionen entgegenwirken können, was zu einem vielfältigeren Informationsprozess führen kann.

Auswirkungen auf die politische Bildung

Die Diskussion um Filterblasen und Echokammern ist eng verknüpft mit der politischen Bildung. Der Zugang zu Informationen durch soziale Medien hat den Einfluss traditioneller Gatekeeper, wie Journalist*innen, verringert. Die Herausforderung für zukünftige Generationen ist, über eine umfassende Medienkompetenz zu verfügen, um trotz der Flut an Informationen fundierte Entscheidungen treffen zu können. Besonders hervorzuheben sind die verschiedenen Dimensionen der politischen Medienkompetenz, die in einem aktuellen Forschungsansatz beschrieben werden. Dazu gehören beispielsweise die kognitive Dimension, die Kenntnisse über Algorithmen umfasst, sowie die affektive Dimension, in der es darum geht, Widersprüchlichkeiten auszuhalten.

Die Debatte über die Gleichheit in digitalen Kompetenzen ist ebenso bedeutend. Junge Menschen, die häufig an politischen Bewegungen teilnehmen, nutzen soziale Medien als Informationsquelle, was jedoch durch soziale und ökonomische Unterschiede beeinflusst wird. Diese Ungleichheiten könnten sowohl die politische Teilhabe als auch die Mündigkeit beeinträchtigen und zeigen somit die Notwendigkeit einer gezielten politischen Bildung, um die Chancen und Risiken der digitalen Welt besser zu verstehen.

Statistische Auswertung

Genauer Ort bekannt?
Wittenberg, Deutschland
Beste Referenz
mdr.de
Weitere Infos
bpb.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert