
In Dessau-Roßlau kam es in den letzten Stunden zu zwei Wohnungsbränden, die auf den illegalen Anbau von Cannabis zurückzuführen sind. Die Feuerwehr wurde an zwei aufeinanderfolgenden Einsätzen in der gleichen Wohnanlage alarmiert. Der Hintergrund dieser Vorfälle ist ein unsachgemäßer Umgang mit Elektrogeräten, der zu einem Kurzschluss führte, wie Merkur berichtet.
Ein 37-jähriger Bewohner des Mehrfamilienhauses zog sich aufgrund des starken Rauchs leichte Verletzungen zu. Der Mieter der von den Bränden betroffenen Wohnung, ein 41-jähriger Mann, war nicht vor Ort. In seiner Wohnung hatte er jedoch einen Raum für den Anbau von Cannabis vorbereitet, ausgestattet mit Wärmelampen und Heizgeräten. Nach dem ersten Brand kam es zu einem mutmaßlichen Kurzschluss, der einen weiteren Brand auslöste.
Illegale Stromversorgung und hohe Kosten
Dem 41-Jährigen wird vorgeworfen, sich illegal Strom aus einer Wohnung des Nachbarhauses entzogen zu haben. Der Gesamtschaden, der durch beide Brände entstanden ist, beläuft sich auf rund 130.000 Euro, und die betroffene Wohnung ist derzeit nicht mehr bewohnbar. In der Wohnung des leicht verletzten Nachbarn wurden ebenfalls nicht erlaubte Cannabispflanzen entdeckt. Ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung, fahrlässiger Körperverletzung und Verstößen gegen das Konsumcannabisgesetz ist bereits eingeleitet.
In der Region gibt es jedoch auch Bestrebungen rund um die Legalisierung und den kontrollierten Anbau von Cannabis. Der Cannabis-Club „Phytofreunde“, gegründet von Oliver Bernstein, arbeitet konkret auf eine legale Regelung hin. Der Club hat bereits eine elektronische Lizenz erhalten, benötigt jedoch noch einen Gebührenbescheid für den Start des Anbaus.
Regulierung und Planung von Cannabis-Clubs
Geplant ist, die Anbaustätte in einer 200 Quadratmeter großen Halle einzurichten, die sämtliche notwendige Infrastruktur wie Anbauraum, Verarbeitungsraum und Lagerraum umfasst. Der Club plant, Ende Februar oder Anfang März 2024 die ersten Cannabisblüten an seine 100 Mitglieder abzugeben. Diese Mitglieder sind zwischen 23 und 72 Jahren alt und haben in einer Umfrage dargelegt, dass der Club mit einer Anbaufläche von zunächst 20 Quadratmetern starten will, mit der Möglichkeit, später auf 40 bis 50 Quadratmeter zu erweitern, wie MDR anmerkt.
Das Hauptziel des Clubs ist es nicht, einen großen Überschuss zu produzieren, sondern die Versorgung seiner aktiven Mitglieder sicherzustellen. Die abgegebene Ware wird zusammen mit Informationen über THC- und CBD-Gehalt sowie den jeweiligen Pflanzenarten und Risiken angeboten. Zudem sind Präventionsbeauftragte erforderlich, die die Mitglieder über sicheren Konsum und Jugendschutz informieren.
Neue Drogenpolitik und deren Auswirkungen
Diese Entwicklungen stehen im Einklang mit der neuen Drogenpolitik der Bundesregierung, die versucht, den Anstieg des Cannabis-Konsums, insbesondere unter jungen Menschen, zu regulieren. Laut Bundesregierung konsumierten im Jahr 2021 über vier Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren Cannabis. Im Zuge dieser neuen Richtlinien dürfen Erwachsene bis zu drei Cannabis-Pflanzen privat anbauen, und ab dem 1. Juli 2024 wird der Anbau durch nicht-gewerbliche Anbauvereinigungen erlaubt.
Diese Reformen zielen darauf ab, den Schwarzmarkt zu bekämpfen und die Gesundheitsrisiken, die mit verunreinigtem Cannabis verbunden sind, zu verringern. Zudem wird der Besitz von bis zu 25 Gramm getrocknetem Cannabis im öffentlichen Raum straffrei, wobei strenge Regeln zum Jugendschutz und zur Aufklärung über Konsumverhalten festgelegt werden.