
Magdeburg – Die Eltern des neunjährigen André, der beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember ums Leben kam, äußern schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Sie beschuldigen den Staat, sie im Stich gelassen zu haben, da sie den Leichnam ihres Kindes bis dato nicht sehen durften. Dieser Vorwurf hat nun auch das Innenministerium auf den Plan gerufen. In einem Schreiben von Innenstaatssekretär Klaus Zimmermann (61, CDU), das MDR Sachsen-Anhalt vorliegt, betont das Ministerium, dass die Freigabe des Leichnams aufgrund der bundesweit geltenden Standards der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamts noch nicht erfolgen konnte.
Demnach müssen Fingerabdrücke, Zahnstatus oder sonstige DNA-Materialien zur eindeutigen Identifikation des Verstorbenen herangezogen werden, um ein beweissicheres Strafverfahren zu gewährleisten. Diese Maßnahmen erforderten die Anforderung von DNA der leiblichen Eltern, was aus Pietätsgründen erst am Silvestertag erfolgt sei, nachdem die Eltern bereits ihre Verzweiflung in einem Video auf TikTok veröffentlicht hatten. In diesem Video äußerten Désirée G. und Patrick S. ihre Empörung darüber, dass ihnen der Abschied von ihrem Kind verwehrt bleibt.
Eltern fordern Unterstützung und zeigen Verzweiflung
Kurz nach dem Anschlag hatten die Eltern zunächst Hilfe durch das Landeskriminalamt (LKA) in Anspruch genommen. Doch zwei Wochen nach dem tragischen Vorfall äußerten die beiden in einem weiteren Video ihre verzweifelte Lage, in der sie sich von der Stadt Magdeburg und dem Staat nicht nur im Stich gelassen fühlen, sondern auch feststellen müssen, dass sie bisher keine offizielle Unterstützung erhalten haben. Patrick sagte: „Der Staat sowie die Stadt Magdeburg lassen uns tierisch im Stich und machen uns das Leben richtig schwer.“ Der Druck auf die Behörden wächst, ebenso wie die Sorge um die psychische Verfassung der Eltern, die sich um die fehlende Unterstützung kümmern müssen.
Der mutmaßliche Täter, Taleb A., befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Sein Motiv für den Anschlag, bei dem insgesamt fünf Menschen starben und etwa 200 weitere verletzt wurden, ist noch unklar. Er soll Unzufriedenheit über den Umgang mit saudiarabischen Geflüchteten in Deutschland geäußert haben.
Die Situation der Familie André ist in der Öffentlichkeit zunehmend ins Blickfeld gerückt. Beide Eltern nutzen ihre Reichweite in sozialen Netzwerken, um auf die verzweifelte Lage und die anhaltenden Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, mit denen sie konfrontiert sind. Die Sichtung des Leichnams ist nun zeitnah geplant, jedoch bleiben die finalen Schritte ungewiss, was das Gefühl der Ohnmacht und Trauer bei den Eltern verstärkt.
Weitere Informationen zu diesem Vorfall finden Sie bei Tag24 und 20 Minuten.