
Hoyerswerda – Die Personalsituation in sächsischen Kliniken ist seit Jahren angespannt. Besonders in der Lausitz hat man nun eine kreative Lösung gefunden, um die Lücken im Dienstplan des Seenland Klinikums zu schließen. Seit Juni arbeiten 15 ausgebildete Pflegekräfte aus Brasilien in der Klinik, die zur Entlastung des chronischen Fachkräftemangels beitragen sollen.
Raquel Barrêto Rocha, eine 27-jährige Krankenschwester, berichtet von ihren ersten Erfahrungen: „Ich habe im Internet von der Möglichkeit erfahren, in Deutschland zu arbeiten – und habe mich einfach beworben“, sagt sie. Ihre Kollegin Mariele Ramires Ximenes, 29, betont, sie wolle sich in Deutschland eine neue Existenz aufbauen und freut sich über die technischen Möglichkeiten in der Klinik. Beide Pflegekräfte haben in Brasilien eine fünfjährige Ausbildung durchlaufen und sind im Land sehr willkommen geheißen worden.
Integration und interkulturelle Begegnungen
Insgesamt wohnen die brasilianischen Pflegekräfte in Wohngemeinschaften in Hoyerswerda. Vor ihrer Ankunft wurden 200 Bewerbungen gesichtet, aus denen 15 Kandidaten ausgewählt wurden. Die Zusammenarbeit mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit hat das Projekt ermöglicht. Die Pflegekräfte wechseln zwischen Theorie und Praxis, um sich umfassend auf ihren neuen beruflichen Alltag vorzubereiten. Das Abschlussdatum ihrer Ausbildung ist für April 2025 angedacht, sodass sie dann vollständig anerkannt werden können.
Um die Integration zu fördern, fand kürzlich ein interkultureller Kochabend in der Hoyerswerdaer Kulturfabrik statt. Mitarbeiterin Ina Züchner organisierte die Veranstaltung, die Bestandteil der Interkulturellen Woche im Landkreis Bautzen ist. Dabei bereiteten die brasilianischen Pflegekräfte traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat zu, während sie auch deutsche Spezialitäten wie Bratwurst und Kartoffelsalat zubereiteten. So knüpften die Teilnehmer nicht nur Kontakte, sondern erlebten auch einen Austausch der Kulturen.
Die brasilianischen Pflegekräfte, darunter auch Marcos Santos Silva, der auf der Urologie arbeitet, fühlen sich in Deutschland gut integriert. Silva berichtet, dass er täglich neue Fachbegriffe lernt und dass viele Patienten ihm bei der Verständigung helfen, indem sie wichtige portugiesische Wörter im Smartphone nachschlagen. In ihrer Freizeit erkunden sie bereits die Region und genießen das Leben in Sachsen.