Die Chemnitzer Stadtbibliothek im Tietz bleibt vom 2. bis 4. Januar aufgrund von Umbauarbeiten geschlossen. Die Stadtverwaltung gab bekannt, dass nach zwei Jahrzehnten intensiver Nutzung eine Modernisierung notwendig sei. Der Eingangsbereich der Bibliothek wird neu aufgeteilt und soll dadurch offener gestaltet werden. Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Renovierungsprojekts, um die Dienstleistungen der Bibliothek zu verbessern.
Das Tietz-Gebäude hat eine lange Geschichte im Stadtzentrum von Chemnitz. Fast neun Jahrzehnte diente es dem Handel, bis es nach zweijährigem Umbau am 23. und 24. Oktober 2004 als Zentrum für Kultur und Bildung wiedereröffnet wurde. Das Areal besitzt lange kulturelle Traditionen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, als dort der Mosella-Saal, ein Zentrum der Unterhaltungskunst, errichtet wurde. Dieser bedeutende Veranstaltungsort hatte eine zentrale Rolle in der sozialen und kulturellen Entwicklung der Stadt gespielt und war bekannt für seine prachtvolle Architektur und vielfältigen Veranstaltungen.
Historische Bedeutung des Tietz
Der Mosella-Saal, der von Friedrich Bernhard Beyreuther 1877 bis 1879 erbaut wurde, war das erste Etablissement in Chemnitz mit elektrischer Beleuchtung. Mit seiner festlichen Eröffnung am 30. März 1879 entwickelte sich der Saal schnell zu einem beliebten Zentrum für Konzertbesucher sowie für wissenschaftliche Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen. Trotz seiner anfänglichen Blütezeit sah sich der Mosella-Saal im Laufe der Zeit jedoch dem Konkurrenzdruck neuer Unterhaltungsmöglichkeiten ausgesetzt, was schließlich zu seiner Umgestaltung und dem Verkauf an Albert Halberfelder im Jahr 1908 führte.
Im Jahr 1910 wurde das Gebäude in ein Kinomategraphen-Theater umgewandelt. Der Abriss des legendären Mosella-Saals im Jahr 1913 schloss ein wichtiges Kapitel in der Geschichte des Tietz und der kulturellen Entwicklung von Chemnitz, mit dem weiterhin eine Erinnerung an diesen einst so bedeutenden Ort verbunden bleibt.
