
Am Samstagmorgen wurden in Döbeln zwei mutmaßliche Einbrecher vorläufig festgenommen. Die Verdächtigen, ein 31-Jähriger und ein 44-Jähriger, hatten gegen 7 Uhr in eine Wohnung in der Weststraße eingebrochen. Während des Einbruchs überraschte der Mieter die Täter, die eine Geldbörse mit Ausweisdokumenten, ein Mobiltelefon und zwei Autoschlüssel entwendeten.
Der 52-jährige Mieter folgte den Einbrechern, die ins Treppenhaus flüchteten. Dort kam es zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Mieter stürzte und sich verletzte. Er musste ins Krankenhaus gebracht werden, konnte aber später wieder entlassen werden. Die Polizei kam schnell zum Einsatz und konnte das gestohlene Mobiltelefon orten, was maßgeblich zur Fahndung nach den Tätern beitrug.
Festnahme und Widerstand
Die beiden Verdächtigen wurden gegen 8.45 Uhr vor einem Einkaufsmarkt an der Mastener Straße festgenommen. Ein Fährtenhund hatte eine Spur von dem Tatort zu den Tätern aufgenommen. Der 31-Jährige zeigte sich bei der Festnahme aggressiv, beleidigte die Beamten und leistete Widerstand, wurde jedoch überwältigt. Bei ihm fanden die Beamten die gestohlenen Autoschlüssel, die Geldbörse und das Mobiltelefon.
Darüber hinaus hatte eine Mitarbeiterin des Einkaufsmarktes beobachtet, dass die beiden zuvor Lebensmittel gestohlen hatten, welche ebenfalls bei dem 31-Jährigen gefunden wurden. Die beiden Verdächtigen sollen am Sonntag einem Richter am Amtsgericht Chemnitz vorgeführt werden. Gegen den 31-Jährigen laufen Ermittlungen wegen Wohnungseinbruchs, Ladendiebstahls und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Räuberische Realität im Einzelhandel
Die Vorfälle in Döbeln werfen auch ein Licht auf die alarmierende Zunahme von Delikten im Einzelhandel. Die Zahl der Ladendiebstähle hat seit Ende der Corona-Pandemie rasant zugenommen. 2023 wurden deutschlandweit rund 426.000 Anzeigen wegen Ladendiebstahl registriert, die höchste Zahl seit 2006, was einen Anstieg von über 23% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Tagesschau berichtet, dass der monatliche Schaden für Einzelhändler oft in die Zehntausende geht.
Einzelhändler stehen zunehmend unter Druck, da hohe Verluste durch Diebstahl nicht nur ihre Existenz gefährden, sondern auch die Preisgestaltung beeinflussen. Jährlich investieren Handelsunternehmen etwa 1,5 Milliarden Euro in Sicherheitsmaßnahmen, von Überwachungskameras bis hin zu speziellen Diebstahlsicherungen. Laut Deutschlandfunk entgehen dem Fiskus durch Diebstahl jährlich mehr als 500 Millionen Euro an Mehrwertsteuer, während der gesamte Inventurverlust im Einzelhandel 2022 bei 4,6 Milliarden Euro lag.
Besonders belastend für die Einzelhändler ist die Dunkelziffer der Diebstähle, die auf bis zu 90% geschätzt wird. Viele Diebstähle, insbesondere durch Gelegenheitsdiebe, bleiben unentdeckt. Die Sächsische kürzlich berichtete über die Erfahrung eines Berliner Reformhauses, wo selbst Stammkunden regelmäßig Waren im Wert von hohen Summen stehlen.
Der Anstieg der Ladendiebstähle wird häufig auf die Inflation, sinkende Kaufkraft und das Vorhandensein professioneller Diebesbanden zurückgeführt. Händler berichten von einem Gefühl des Misstrauens gegenüber ihren Kunden, was nicht nur zu finanziellen, sondern auch zu psychischen Belastungen führt. Experten fordern eine klarere Haltung von Justiz und Politik gegen dieses Phänomen, um den Druck auf die Einzelhändler zu verringern.