
Der Begriff „biodeutsch“ wurde zum „Unwort des Jahres“ 2024 gewählt, wie die Jury der „Unwort“-Aktion in Marburg bekanntgab. Diese Entscheidung wurde am Montag verkündet und reflektiert einen besorgniserregenden Trend in der deutschen Gesellschaft.
In den vergangenen Jahren hat der Begriff „biodeutsch“ zunehmend Einzug in den öffentlichen Sprachgebrauch und in soziale Medien gehalten. Zunächst ironisch oder satirisch verwendet, wird er heute oft gedankenlos und wörtlich eingesetzt. Die Jury erklärte, dass „biodeutsch“ zur Unterteilung zwischen „echten“ Deutschen und Deutschen zweiter Klasse geführt hat, was als Ausdruck von Alltagsrassismus kritisiert wird. Diese Form der Diskriminierung fördert eine gefährliche Ideologie, die Menschen nach vermeintlich biologischen Abstammungskriterien einteilt.
Die Platzierungen der Unwörter
Auf dem zweiten Platz der Unwörter landete „Heizungsverbot“. Dieser Ausdruck wurde als irreführend im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz betrachtet. Die Jury setzte sich aus vier Sprachwissenschaftlern, einer Journalistin und jährlich wechselnden Mitgliedern zusammen, was die Vielfalt der Meinungen in diesem Gremium widerspiegelt.
Ein weiterer kritisierter Begriff, der von Mitgliedern der Jury in persönlichen Stellungnahmen als Unwort benannt wurde, ist „importierter Antisemitismus“. Dieser wird vor allem in rechten Kreisen verwendet, um Judenhass mit dem Zuzug von Migranten in Verbindung zu bringen. Die Zunahme antisemitischer Straftaten seit dem Angriff der Hamas auf Israel macht die Diskussion über solche Begriffe umso relevanter.
Zahlen und Hintergründe
Für die Auswahl des Unwortes des Jahres wurden in diesem Jahr 3172 Vorschläge eingereicht, die 655 verschiedene Begriffe umfassten. Von diesen entsprachen rund 80 den Kriterien der Jury: Begriffe, die gegen die Menschenwürde oder die demokratischen Prinzipien verstoßen oder diskriminierend sind. Letztes Jahr wurde zum Beispiel „Remigration“ als Unwort des Jahres gewählt, das vor allem von rechtsextremen Gruppierungen genutzt wird, um die Ausreise von Menschen ausländischer Herkunft zu fordern.
Diese Entwicklungen zeigen eindrucksvoll, wie Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel ist, sondern auch tief verwurzelte gesellschaftliche Probleme widerspiegeln kann. Die Vorgehensweise der Jury impliziert die Notwendigkeit, sich mit Sprache und deren Einsatz kritisch auseinanderzusetzen, um Diskriminierung und Rassismus in jeder Form zu bekämpfen.
Für weitere Informationen zur Problematik von Sprache und Diskriminierung kann auf die Forschungsarbeiten von der TU Dresden verwiesen werden, die sich ausführlich mit diesen Themen auseinandersetzen.