
In Sachsen, besonders in Dresden, zeichnet sich ein akuter Bedarf an Wohnraum ab, der durch das Boomgeschäft der Chipindustrie noch verstärkt wird. Eine innovative Lösung: Werkswohnungen für neue Arbeitskräfte in der Branche. Jörg Wimmer, ein Vertreter Dresdner Bauträger, hebt hervor, dass die Unterstützung der Industrie unerlässlich ist, um die Herausforderung zur Finanzierung zu meistern. Die derzeit hohen Zinsen machen es schwierig, adäquate Lösungen zu finden, weshalb die Chipindustrie möglicherweise Eigenkapital bereitstellen könnte, um die Finanzierungskosten sowie die Mietkosten zu senken. Dies könnte durch langfristige Mietverträge erreicht werden, die stabilere Rahmenbedingungen für die künftigen Bewohner bieten.
Vor dem Hintergrund dieser Situation hat die Stadt Dresden eine Einladung an Akteure der Chipindustrie, Bauherren und kommunale Vertreter ausgesprochen, um gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen. Baubürgermeister Stephan Kühn äußerte bei einem Treffen die Hoffnung, dass langfristige Mietverträge die Finanzierungsbasis sichern und sozialen Verwerfungen in der Bevölkerung entgegenwirken könnten. Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Branchenverbands Silicon Saxony, betont, dass die Region boomt und die Investitionen in den Wohnungsbau daher von großer Bedeutung sind. Dennoch zeigt sich der Verband bislang wenig engagiert in Bezug auf den Wohnungsbau.
Der Trend der Werkswohnungen
Eine bundesweite Befragung von 55 Arbeitgebern zeigt, dass Mitarbeiter-Wohnungen in der heutigen Zeit kein Nischenthema mehr sind. In Großbritannien etwa haben junge Menschen oft keinen Zugang zu bezahlbaren Eigenheimen. Sophie von Saldern, Personalchefin der Kölner Verkehrs-Betriebe, erwähnt die Bedeutung von Mitarbeiter-Wohnungen im Wettbewerb um Talente. Diese Wohnungen sind in der Regel günstiger als der freie Markt, was sie für viele Beschäftigte attraktiv macht. Bernd Preuss, Chef der Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke Köln, erklärt, dass seine Gesellschaft mit etwa 2.000 Mitarbeiter-Wohnungen eine „schwarze Null“ zum Jahresende erreicht, was den Erfolg des Modells unterstreicht.
Wachsendes Interesse und notwendige Rahmenbedingungen
Die historische Entwicklung der Werkswohnungen zeigt, dass deren Wichtigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg zunahm. In den 1970er Jahren gab es in Deutschland über 450.000 Werkswohnungen, während heutzutage nur noch etwa 100.000 existieren. Die meisten Unternehmen hatten in der Vergangenheit ihre Wohnungskonzepte als überflüssig angesehen und viele dieser Immobilien verkauft. Der GdW fordert daher, dass die Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen für den Bau von solchen Wohnungen schafft, einschließlich steuerlicher Freibeträge und vereinfachter rechtlicher Hürden.
Das Wachstum des Bedarfs an Werkswohnungen Teil der größeren Herausforderung, die durch den Fachkräftemangel und die Wohnungsnot in Deutschland entstanden ist. In Einzelfällen zeigen Initiativen, wie etwa die Charité in Berlin, wie Unternehmen gezielt Wohnraum für ihre Mitarbeiter bereitstellen. Dort wurden 76 Apartments zur Verfügung gestellt, um internationale Pflegekräfte zu rekrutieren und langfristig zu halten. Dies zeigt, wie wichtig diese Maßnahmen sind, um dem steigenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden.