
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden hat einen offenen Wettbewerb für den Neubau der eingestürzten Carolabrücke gefordert. Dresdnerinnen und Dresdner sollen dabei die Möglichkeit haben, über die eingereichten Vorschläge abzustimmen. Die Kosten für den Neubau werden auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Die Gesellschaft, die 1999 gegründet wurde und sich für historisch getreue Rekonstruktionen einsetzt, erhielt bereits den Bundespreis für Stadtentwicklung und Baukultur. Mehrere Petitionen, die zusammen über 25.000 Unterschriften versammeln, fordern den Wiederaufbau der Brücke nach historischem Vorbild aus dem späten 19. Jahrhundert.
Die Ausschreibungsunterlagen sollen Lösungen beinhalten, die das Stadtbild der Altstadt nicht beeinträchtigen. Zudem plant die Stadt, bewährte Brückentechnologien zu verwenden, die über Jahrzehnte Bestand haben. Ein Teil der Carolabrücke ist in der Nacht zum 11. September 2024 eingestürzt, wobei glücklicherweise keine Personen zu Schaden kamen. Die Hauptursache für den Einsturz wurde als Spannungsrisskorrosion durch Feuchtigkeit identifiziert. Die 1971 fertiggestellte Brücke muss vollständig abgerissen werden, und dies schließt auch die beiden noch stehenden Brückenzüge ein, die in den letzten Jahren mit einem Aufwand von mehreren Millionen Euro saniert wurden, wie die FAZ berichtete.
Notwendigkeit eines Neubaus bestätigt
Ein Gutachten des Professors Steffen Marx hat die Notwendigkeit eines Neubaus der Carolabrücke untermauert. Die Überbauzüge A und B sind durch Spannungsrisskorrosion ähnlich stark betroffen wie der eingestürzte Überbauzug C, was eine Wiederinbetriebnahme für den Verkehr aufgrund der Rissbildung nicht verantwortbar macht. Das Gutachten hebt hervor, dass das Risiko eines plötzlichen Versagens ohne Vorankündigung zu hoch ist. Bis zum kontrollierten Rückbau darf das Bauwerk keinen vermeidbaren Lastwechseln ausgesetzt werden.
Die Ursachen für den Einsturz von Brückenzug C wurden ebenfalls im Gutachten erfasst. Es wurde festgestellt, dass wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion Hauptursache für das Versagen ist. Rostschäden könnten sogar während der Bauphase zwischen 1969 und 1971 entstanden sein. Eine Überlastung des Querträgers führte letztlich zu dem Einsturz, während eine Lastumkehr auf die Querverbindung der drei Brückenzüge lange Zeit den Ausfall der Spanndrähte kompensierte. Professor Marx lobte die Stadtverwaltung für ihren gewissenhaften Umgang mit der Brücke, da regelmäßige Bauwerksprüfungen und spezifische Sonderuntersuchungen durchgeführt wurden. Eine verlässliche Vorhersage des Einsturzes war mit üblichen Methoden jedoch nicht möglich.
Baubürgermeister Stephan Kühn kündigte an, den Abriss von Zug C voranzutreiben, um die Elbe wieder befahrbar zu machen und plant, bis zum Jahresende die Schifffahrtsrinne zu beräumen. Weiterhin wird ein akustisches Überwachungssystem an den Brückenzügen A und B ausgeweitet. Die Stadt beabsichtigt, einen Ersatzneubau einzuleiten und wird dem Stadtrat Anfang 2025 einen entsprechenden Vorschlag vorlegen, wobei auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen ist. Das Gutachten wurde am 11. Dezember in einer öffentlichen Sitzung vorgestellt, wie die Neumarkt Dresden informierte.