
Die Herausforderungen hochbegabter Kinder im deutschen Schulsystem sind seit Jahren Thema intensiver Diskussionen. Eine aktuelle Berichterstattung von MDR verdeutlicht, wie schwierig es für Eltern ist, passende Schulen für ihre Kinder zu finden. Yvonne Beck, Mutter des hochbegabten Anton, steht exemplarisch für die Frustrationen, die Eltern in solchen Situationen erleben.
Antons IQ von etwa 140 zeigt, dass er über eine außergewöhnliche Auffassungsgabe und hervorragende rechnerische Fähigkeiten verfügt. Dennoch litt er in der Grundschule unter Unterforderung. Trotz des Wechsels zum Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz blieb die Situation unverändert. Anton äußerte häufig Langeweile und Schulunlust, da er Aufgaben, die für zwei Stunden gedacht waren, innerhalb von zehn Minuten gelöst hatte.
Schulwechsel und Frustration
Die Schwierigkeiten setzten sich nach einem weiteren Wechsel zum Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau fort. Auch dort zeigte Anton Unlust und störte den Unterricht. Seine Mutter Yvonne Beck fühlte sich angesichts dieser Herausforderungen im Stich gelassen, insbesondere weil es an geeigneten Beratungsangeboten für hochbegabte Kinder mangelt. “Die Rahmenbedingungen waren einfach nicht passend”, so Beck. Des Weiteren bestätigte die Schulleitung des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, dass es oft schwierig sei, begabte Schülerinnen und Schüler in kurzer Zeit richtig zu erkennen und zu fördern.
Ähnliche Erfahrungen macht auch Susan Voth aus Weißwasser. Ihr Sohn Simon wurde sowohl im Kindergarten als auch bei der Schuluntersuchung als begabt eingestuft. Doch die Suche nach einer geeigneten Schule gestaltete sich schwierig, da die Rückmeldungen von den Schulen sehr verspätet eintrafen. Letztendlich entschied sie sich für eine Freie Grundschule mit Begabtenförderung in Forst, die 30 Kilometer entfernt liegt. Voth kritisierte die fehlende Kommunikation mit den Schulen und die Tatsache, dass es in Weißwasser keine speziellen Schulen für hochbegabte Kinder gibt.
Die Rolle von Fördermaßnahmen
Die Berichte von Beck und Voth verdeutlichen ein weit verbreitetes Problem: Hochbegabte Kinder fühlen sich häufig unterfordert, was laut Fachportal Hochbegabung zu Langeweile, Frustration und letztendlich zu Underachievement führen kann. Schulleitungen und Lehrer sehen sich oft vor der Herausforderung, geeignete Fördermaßnahmen zu etablieren. Unter einem solchen Underachievement versteht man, dass Kinder weniger leisten, als es ihrem Potenzial entspricht – ein Phänomen, das bis zu 28 % der hochbegabten Schüler betreffen kann.
Um dem entgegenzuwirken, gibt es Ansätze wie Enrichment und Akzeleration. Während Enrichment Maßnahmen bietet, die den Unterrichtsstoff vertiefen, ermöglicht Akzeleration den Schülern, den Lehrplan schneller abzuarbeiten. Flexible Schulmodelle und jahrgangsübergreifender Unterricht sind entscheidend, um individuelle Förderung zu gewährleisten.
Die Herausforderungen erkannt
Eine frühzeitige Erkennung solcher Problematiken ist entscheidend. Die Entwicklung von Underachievement beginnt oft schon im Grundschulalter und wird häufig in der weiterführenden Schule sichtbar. Psychologische Diagnostik kann helfen, Leistungsabfälle zu identifizieren, während Unterstützungsmöglichkeiten durch individuelle Lernvereinbarungen und psychologische Beratung zur Verbesserung der Lernstrategien beitragen können, wie Fachportal Hochbegabung beschreibt.
Insgesamt zeigen die Erfahrungen von Yvonne Beck und Susan Voth, dass ein Umdenken im Bildungssektor notwendig ist. Nur durch ein besseres Verständnis und umfassendere Fördermaßnahmen können hochbegabte Kinder zielgerichtet unterstützt werden, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können.