
In der sorbischen Lausitz finden bis Sonntagabend eindrucksvolle Osterreiter-Prozessionen statt. Diese traditionellen Veranstaltungen ziehen jedes Jahr zahlreiche Bewohner und Gäste aus dem In- und Ausland an. Rund 1.500 meist katholische Sorben nehmen an den neun Prozessionen teil und verkünden voller Stolz die Auferstehung Christi vom Pferderücken aus. Der Brauch, der seit Jahrhunderten gepflegt wird, zeigt eine tief verwurzelte Verbundenheit der Sorben mit ihrem christlichen Glauben und ihrer Kultur.
Die Teilnehmer sind festlich gekleidet, wobei Männer und Jugendliche in Frack und Zylinder reiten und unter dem Klang der Glocken beten. Begleitet von einem Kreuz, Kirchenfahnen und einer Christusstatue, tragen sie die Osterbotschaft von ihrer Heimatkirche in die Dörfer. Außerhalb der Orte wird der Rosenkranz aufwendig geschmückten Pferden gebetet. Die Wurzeln dieser Hochzeit aus Glauben und Tradition reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück. Erstmals sind solche Prozessionen im südlichen Brandenburg am Ende des 15. Jahrhunderts dokumentiert.
Ökumenische Bräuche und Initiativen
Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Feierlichkeiten ist das Ostersaatreiten, das in Ostritz bei Görlitz stattfindet. Hier reiten Katholiken von der Pfarrkirche über die Felder zum Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal, um für ein gutes Wachstum der Saat zu beten. Dieses Ritual wird seit 1993 in ökumenischer Gemeinschaft durchgeführt und markiert in diesem Jahr seine 396. Ausgabe.
Der Einfluss der sorbischen Bräuche wird nicht nur lokal geschätzt, sondern auch international anerkannt. Die UNESCO führt seit 2014 eine Liste von 30 Bräuchen der Sorben, die für deren Identität prägend sind. Das Osterreiten hat sich dabei von einem vorchristlichen Brauch zu einer bedeutenden christlichen Prozession entwickelt. Diese Bräuche sind Teil eines breiteren Ansatzes der UNESCO, weltweites immaterielles Kulturerbe zu schützen, das seit 2003 umfasst, was insbesondere überliefertes Wissen und Traditionen betrifft, wie zum Beispiel katholisch.de aufzeigt.
Heutzutage leben rund 60.000 Sorben in Brandenburg und Sachsen, viele von ihnen sprechen die sorbischen Sprachen. Der Erhalt der sorbischen Kultur und das Festhalten an Bräuchen sind für die Sorben von erheblicher Bedeutung. Nur Männer dürfen im Sattel der Pferde sitzen, und aus diesem Grund sind die Prozessionen nicht nur ein religiöses, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Tradition.
Ein Teil der regionalen Kultur
Somit steht das Osterreiten in der sorbischen Lausitz nicht nur für das Christentum, sondern verkörpert ein starkes Gefühl für Gemeinschaft und Identität. In einer Zeit, in der moderne Einflüsse viele traditionelle Bräuche schleichend verändern können, bleibt das Osterreiten ein bleibendes Beispiel für den kulturellen Reichtum der Region. Es bleibt zu hoffen, dass diese Tradition auch in Zukunft weiterlebt und die nächsten Generationen inspiriert.