
Landrat Henry Graichen (CDU) äußert sich in einem aktuellen Interview zu den Herausforderungen im Landkreis Leipzig, insbesondere in Bezug auf die Muldentalkliniken. Wie lvz.de berichtet, wurde ein geplanter Notartermin für den Verkauf der Muldentalkliniken durch die Sana Kliniken AG abgesagt. Graichen zeigt sich besorgt über die zukünftige Entwicklung, sieht jedoch dennoch Möglichkeiten für eine geregelte Übernahme durch Sana.
Der Kreistag hat bereits den Willen zur Übernahme offiziell dokumentiert, und auch Gewerkschaften wie der Marburger Bund und Verdi unterstützen die langfristige Sicherung der Klinikstandorte. Graichen betont die Herausforderungen des neuen Krankenhausgesetzes, das kleineren Einrichtungen das Überleben erschwert.
Der Verkauf der Muldentalkliniken
Der Kreistag des Landkreises Leipzig hat den Verkauf der Krankenhäuser in Wurzen und Grimma beschlossen, was im letzten Jahr durch eine finanzielle Unterstützung des Landkreises in Höhe von 10 Millionen Euro nötig wurde, um eine Insolvenz zu verhindern. Dieser Beschluss, so mdr.de, fiel nach intensiven Diskussionen mit 71 Stimmen dafür, neun Gegenstimmen und einer Enthaltung. Die Sana Kliniken werden neuer Eigentümer, während der Landkreis zehn Prozent der Anteile behält.
Die finanziellen Schwierigkeiten der Kliniken waren unabstreitbar, und die Entscheidung zum Verkauf kam, da eine Gesundung der Kliniken nicht mehr aus eigener Kraft möglich war. An den Verkauf sind auch zwei Medizinische Versorgungszentren und zwei Pflegeheime gekoppelt. Sana plant, eine enge Kooperation zwischen den Kliniken in Wurzen und Grimma sowie den Einrichtungen in Borna und Zwenkau zu schaffen, um ein umfassendes Versorgungskonzept zu entwickeln.
Folgen und Perspektiven
Die konkreten Auswirkungen des Verkaufs für die Klinikbeschäftigten müssen noch in den Verkaufsverhandlungen geklärt werden. Sana hat erklärt, dass man an allen Beschäftigten interessiert ist, die derzeit nach Tarifvertrag bezahlt werden. Unklar bleibt, ob sich an den bestehenden Tarifverträgen etwas ändern wird. Während Verdi eine Mitgliederversammlung plant, um die zukünftige Tarifgestaltung zu besprechen, äußert Graichen Bedenken hinsichtlich steigender Energiepreise und der Herausforderungen durch den Kohleausstieg.
Der Landkreis hat bereits seit Mitte 2023 Maßnahmen zur Stabilisierung der Muldentalkliniken ergriffen und plant einen schuldenfreien Verkauf. Graichen betont, dass der Zeitdruck für eine Einigung hoch sei, da die Kliniken defizitär sind. Er widerspricht zudem der Annahme, dass eine Insolvenz der Muldentalkliniken unmittelbar bevorstehe, und verweist auf einen Kreistagsbeschluss, der dies verhindern soll.
Für die gesundheitliche Infrastruktur in der Region wird ein Krankenhausplan implementiert, der ab dem 1. Januar 2024 gilt. Gesundheitsministerin Petra Köpping hebt hervor, dass Anpassungen notwendig sind, um den demografischen Wandel, medizinischen Fortschritt und die Fachkräftesituation zu berücksichtigen. Sachsens Krankenhausstruktur umfasst 76 Kliniken, wobei geplant ist, die Versorgung weiter zu optimieren. In diesem Kontext ist die Gestaltung der Krankenhauslandschaft zentral, um auch künftig eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung zu garantieren, wie medienservice.sachsen.de berichtet.
Graichen fordert darüber hinaus mehr Unterstützung vom Freistaat Sachsen, da die Kommunen mit einem Defizit von jährlich etwa 500 Millionen Euro rechnen müssen. Er lehnt zudem eine Arbeitspflicht für Bürgergeldempfänger und Asylbewerber ab und setzt auf das KAI-Projekt, das die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt fördert. Die Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung und die Verantwortung des Landkreises werden somit auch mit einer breiteren wirtschaftlichen und sozialen Strategie verknüpft.