
Die steigenden Heizkosten und weitere persönliche Schicksalsschläge führen in immer größerem Maße dazu, dass Menschen im Landkreis Leipzig in die Schuldenfalle tappen. Beraterinnen der Diakonie berichten von den Hilfsangeboten für Betroffene, die sich ab dem Jahr 2025 verändern werden. Der durchschnittliche Schuldner, der bei der Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie Unterstützung sucht, hat rund 30.000 Euro Schulden bei mehr als zehn Gläubigern. Während viele Gründe zur finanziellen Notlage führen, nehmen die Heizkosten in der Region eine immer bedeutendere Rolle ein, wie lvz.de berichtet.
Die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine haben die Energiepreise in die Höhe getrieben und kombinieren sich mit der anhaltenden Inflation sowie den Nachwirkungen der Corona-Krise. Die kostenlose Beratung der Diakonie wird regelmäßig in Anspruch genommen. So wurden allein in Grimma im vergangenen Jahr 189 neue Schuldner aufgenommen, zusätzlich zu den bestehenden 122 Klienten. Zu den Hilfesuchenden zählen zunehmend junge Menschen, die im Umgang mit Geld Schwierigkeiten haben, sowie Senioren, deren Rente häufig nicht mehr für alle Lebenshaltungskosten ausreicht. Ein Beispiel dafür ist ein Ehepaar, das 170.000 Euro in vermeintlich wertvolle Bücher investierte und nun mit einer geringen Rente die Kosten nicht mehr decken kann.
Herausforderungen und Unterstützung
Den typischen Schuldner gibt es in diesem Kontext nicht. Die Beratung richtet sich an alle Menschen, die finanziell in Not geraten sind. Mit dem Rückzug der Caritas-Beratung aus Grimma wird die Diakonie in Zukunft die einzige Anlaufstelle in der Stadt sein. Allerdings stößt das bestehende Büro aufgrund der steigenden Zahl an Hilfesuchenden bereits jetzt an seine Grenzen, was sich in längeren Wartezeiten niederschlägt. Die Schulden entstehen häufig durch plötzliche Schicksalsschläge, wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder auch durch unseriöse Angebote, die in Notlagen verlockend erscheinen.
Ein weiteres häufiges Beratungsthema sind die steigenden Betriebskosten. Senioren haben oft nicht die Möglichkeit, aus ihrer Wohnung umzuziehen, was dazu führt, dass sich Schulden ansammeln. Die Beratungen beginnen in der Regel mit der Sicherstellung der Existenzgrundlage, um sicherzustellen, dass grundlegende Bedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen gewährleistet sind. Nach der Klärung akuter Notlagen folgt der Pfändungsschutz für das Girokonto. Hierbei wird den Klienten auch bei der Beantragung von Sozialleistungen geholfen. Dennoch führen lange Bearbeitungszeiten bei den zuständigen Ämtern dazu, dass schnelle finanzielle Einbrüche nicht mehr rechtzeitig abgemildert werden können.
Die Diakonie plant, auch nach 2025 die Beratung aufrechtzuerhalten, bittet jedoch um Verständnis, dass die Finanzierung der Schuldnerberatung sich ändern wird. Bisher wurde die Diakonie vollständig vom Landkreis finanziert, was kostenlose Beratung ermöglichte. Ab 2025 müssen nun Anträge für individuelle Beratungsstunden beim Landratsamt gestellt werden. Trotz der Herausforderungen hoffen die Beraterinnen, weiterhin allen Bedürfnissen gerecht werden zu können.
Die Diakonie weist zudem darauf hin, dass der Zugang zur Schuldnerberatung für viele Menschen, insbesondere für diejenigen mit einem geringen Einkommen, oft nicht ausreichend gesichert ist. Den insgesamt sieben Millionen Menschen in Deutschland, die von Überschuldung betroffen sind, stehen unterschiedliche Beratungsformate zur Verfügung, wie diakonie.de erklärt. Die Schuldnerberatungsstellen bieten Unterstützung bei der Tilgung oder Reduzierung von Schulden und helfen dabei, die existenziellen Bedarfe zu sichern.