
Am Ostermontag, dem 22. April 2025, bot der international renommierte Pianist Igor Levit im Gewandhaus zu Leipzig ein eindrucksvolles Konzert, das ganz im Zeichen der Musik von Ludwig van Beethoven stand. In einem ausverkauften Saal präsentierte Levit die „Eroica“, eine der bedeutendsten Sinfonien Beethovens, in der faszinierenden Klavierbearbeitung von Franz Liszt. Diese anspruchsvolle Transkription stellt für viele Pianisten eine große Herausforderung dar, doch Levit wird als einer der wenigen Künstler angesehen, der dies mit bemerkenswerter Souveränität meistert.
Liszt begann bereits in den 1830er Jahren mit der Bearbeitung von Beethovens Werk und legte damit den Grundstein für die Aufführung seiner neun Sinfonien auf dem Klavier. Seine transkribierenden Pionierarbeiten zielten darauf ab, Beethoven breitere Zugänglichkeit zu verschaffen, besonders in einer Zeit, in der Orchesterkonzerte sowohl selten als auch kostenintensiv waren. Durch die Klavierfassung konnte das Publikum die komplexe und gleichermaßen bewegende Musik Beethovens auch im Wohnzimmer erleben, was Liszt stets als eine Art Dienst am „heiligen“ Text verstand, ohne diese als hypervirtuos angesehenen Paraphrasen abzutun, wie Deutschlandfunk Kultur hervorhebt.
Ein facettenreiches Programm
Das Programm von Igor Levits Recital umfasste neben der „Eroica“ auch weitere bedeutende Werke. Zu Beginn präsentierte er Bachs „Chromatische Fantasie und Fuge“, in der seine technische Versiertheit und musikalische Ausdruckskraft eindrucksvoll zur Geltung kamen. In fortlaufende Stilelemente integrierte Levit dramatische, suggestive sowie ekstatische Momente und zeigte so die Vielseitigkeit der Klaviermusik. Brahms‘ Balladen aus Opus 10, die ebenfalls Teil des Konzerts waren, repräsentierten das sinfonische Klavierspiel und füllten die Darbietung mit noch mehr Tiefe und Komplexität.
Den Schlusspunkt setzte Levit mit einer Zugabe: Schumanns „Der Dichter spricht“ aus den Kinderszenen. Diese exquisite Wahl verdeutlichte nicht nur sein vielschichtiges Händchen für Kontraste, sondern ließ auch den Abend mit einem nachdenklichen und bewegenden Klangerlebnis ausklingen.
Die Herausforderung von Liszts Bearbeitungen
Die Fragestellung, warum man Liszts Klavierfassung der „Eroica“ hören sollte, anstatt auf originale Werke von Beethoven oder weitere Kompositionen Liszts zurückzugreifen, eröffnet einen tieferen Diskurs über die Kunst der Transkription. Liszt beabsichtigte die Bewahrung der Substanz von Beethovens Musik, während er gleichzeitig die Möglichkeiten des modernen Klaviers auslotete, um kreative und originelle Klangwelten zu erschaffen. Seine Bearbeitungen sind dafür bekannt, dass sie die technischen Anforderungen an den Pianisten extrem hochsetzen, wie auch in Artikel von UMS festgehalten wird.
Levit erinnert in seiner Herangehensweise an Cyprien Katsaris, der in den 1980er Jahren Liszts Beethoven-Zyklus auf CD einspielte. Beide Musiker untersuchen die Möglichkeiten der Klaviertranskriptionen tiefgreifend und erweisen sich als Brücke zwischen der historischen und der modernen Aufführungspraxis. Levits Konzert in Leipzig setzte nicht nur einen Glanzpunkt in der Interpretation von Beethoven, sondern stellte auch die Frage nach der Relevanz und dem Wert von Liszts enormen Arbeiten, die bis heute nachwirken.