
Die Gastronomie im Großraum Leipzig steht vor erheblen Herausforderungen und blickt auf ein durchwachsenes Jahr 2024 zurück. Anhaltend hohe Kosten, die Rückkehr zur 19-Prozent-Mehrwertsteuer sowie eine angespannte Personalsituation belasten die Branche massiv. Im Interview mit der Leipziger Volkszeitung äußert sich Stefan Niklarz, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) für die Region, zur Situation seiner Branche.
Die Gastronomie hat seit der Corona-Pandemie Schwierigkeiten, in den Normalbetrieb zurückzufinden. Neben den pandemiebedingten Herausforderungen verschärfen auch der Ukraine-Krieg und die Rückkehr der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent die Lage. Niklarz beschreibt die momentane Situation als „durchwachsen“. Während die Umsätze insgesamt zufriedenstellend aussehen, steigen die Preise für Arbeitskräfte und Waren, was an die Gäste weitergegeben werden muss. Dies führt dazu, dass der Besuch von Gaststätten seltener wird. Im ländlichen Raum sei die Situation besonders kritisch, da dort ein geringeres Laufpublikum vorhanden ist und die Personalgewinnung weitaus schwieriger ist.
Perspektiven für die Gastronomie
Stefan Niklarz betont, dass die Gastronomie in den nächsten Jahren angesichts der sich verändernden Rahmenbedingungen Anreize zur Nachfolgersuche schaffen müsse. Die Branche fordert steuerliche Vorteile, Fördermittel und eine Reduktion bürokratischer Hürden. Positiv vermerkt Niklarz die Stabilisierung des Arbeitsmarktes: 2023 wurden 16.000 Fachkräfte gesucht, eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2022. Auch bei den Auszubildenden gibt es positive Entwicklungen, mit einem Anstieg von 25 Prozent im Jahr 2024.
Zu den Trends in der Leipziger Gastronomie gehört eine wachsende Diversität. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Gastronomieszene erheblich gewandelt. Wie das Stadtmagazin Kreuzer aufzeigt, hat Leipzig seit 1995 eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen, die von etwa 900 Gastronomiebetrieben zu mittlerweile rund 1.500 reicht. Der Restaurantführer ‚Leipzig bei Tag & Nacht‘ reflektiert dieses Wachstum und bietet einen Überblick über die Höhen und Tiefen der vergangenen zwei Jahrzehnte.
Die Gastronomie in Leipzig hat sich von der „grauen Mitte“, wie sie von der Kreuzer-Redakteurin bezeichnet wird, hin zu einem bunt gemischten Angebot mit internationalen Küchen und regionalen Produkten entwickelt. Dennoch bleibt die Branche durch Stornierungen und Bedenken im Zusammenhang mit dem hohen Wähleranteil der AfD in Sachsen unter Druck, was sich negativ auf das Außenmarketing auswirkt.
Insgesamt könnte das Jahr 2025 für die Leipziger Gastronomie sowohl Herausforderungen als auch Chancen bereithalten, darunter bedeutende Veranstaltungen und Neueröffnungen, die das Potenzial haben, die Branche anzuheben.