
Internationale Experten haben ein neues Diagnosesystem für Adipositas vorgestellt, das die traditionellen Kriterien über den Body-Mass-Index (BMI) hinaus erweitert. In einem gemeinsamen Ansatz, an dem auch Wissenschaftler der TU Dresden und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) mitwirken, wird eine Vielzahl von Kriterien eingeführt. Der BMI allein wird als unzureichend erachtet, um das komplexe Thema Übergewicht und seine gesundheitlichen Auswirkungen adäquat zu erfassen. Stefan Bornstein, Direktor des Zentrums für Innere Medizin am Dresdner Universitätsklinikum, hebt die Bedeutung einer differenzierten Definition von Adipositas hervor, um Fehldiagnosen und unnötige Stigmatisierungen zu vermeiden. Sächsische.de berichtet, dass derzeit etwa eine Milliarde Menschen weltweit von Adipositas betroffen sind, in Deutschland ist es jeder vierte Erwachsene.
Das neue Diagnosesystem umfasst neben dem BMI auch Parameter wie Taillenumfang, Körperfettanteil sowie spezifische Krankheitszeichen. Die Experten schlagen zwei neue Kategorien vor: die klinische Adipositas, die durch chronische Gesundheitsprobleme charakterisiert ist, und die präklinische Adipositas, die ein erhöhtes Risiko darstellt, jedoch noch keine dauerhafte Erkrankung aufweist. Diese Differenzierung ermöglicht eine präzisere Behandlung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten ist. Adipositas-Gesellschaft hebt hervor, dass es wichtig ist, personalisierte Gesundheitsberatung zu bieten, um ohne Stigmatisierung zu therapieren.
Neue Ansätze in der Diagnostik
Die globale „Commission on Clinical Obesity“ hat diesen innovativen Ansatz in der Fachzeitschrift „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ präsentiert. Die Empfehlung zur Aufhebung der herkömmlichen Definition zielt darauf ab, die Limitationen, die derzeitige Diagnosemethoden mit sich bringen, zu überwinden. Dabei wird besonders der Bedarf an evidenzbasierter Betreuung für Menschen mit Adipositas betont. Prof. Dr. Matthias Blüher aus Leipzig betont, dass Adipositas eine chronisch fortschreitende Erkrankung sei und der aktuelle Fokus auf den BMI nicht ausreiche, um die Schwere der Erkrankung in Deutschland zu erfassen.
Die Einführung der neuen Kategorien ist ein Schritt in Richtung besserer medizinischer Versorgung. Für schwer betroffene Patienten sind frühzeitige Maßnahmen entscheidend, um langfristige gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden. Zudem fordert Prof. Dr. med. Matthias Laudes aus Kiel eine umfassendere Berücksichtigung verschiedener Parameter, wie etwa die körperliche Leistungsfähigkeit, um die Versorgungslage von Patienten mit Adipositas zu verbessern.
Zusammenhänge zwischen Krankheiten und Adipositas
Die Auswirkungen von Adipositas auf die Gesundheit sind gravierend. Sie erhöht das Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Darüber hinaus führt Adipositas zu einer hohen finanziellen Belastung für die Gesundheitssysteme weltweit. In Deutschland liegt die adäquate Diagnostik im Hinblick auf verschiedene Altersgruppen und deren spezifische Risikofaktoren im Vordergrund. Es existieren deutschlandweit Referenzen für den Taillenumfang von Kindern und Jugendlichen, um präventive Maßnahmen rechtzeitig einleiten zu können. Diese Kriterien sind wichtig, da die Verbindung zwischen Taillenumfang und gesundheitlichen Risiken bei jungen Menschen noch nicht ausreichend untersucht ist Adipositas-Gesellschaft.