Leipzig

Schmidt und Heisig: Ein künstlerisches Erbe zwischen Ost und West

Am 31. März 2025 wird in Leipzig nicht nur der Künstler Bernhard Heisig in Erinnerung gerufen, sondern auch die besondere Verbindung zwischen dem Leipziger Maler und dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Schmidt, der am 23. Dezember 2022 seinen 100. Geburtstag feierte, ließ sich von Heisig porträtieren und sprach von einer „entspannten Atmosphäre“ während der Sitzungen. In einem bemerkenswerten Moment zog er sogar seine Schuhe aus, als er bei Heisig Platz nahm, um sich malen zu lassen. Diese intime Sitzung erinnerte an die gezwungene Zusammenarbeit von Sicherheitsbeamten, die in Heisigs Küche Limonade tranken – eine symbolische Geste der Entspannung in einer politisch angespannten Zeit.

Die Sitzungen waren rar, da Schmidt das Sitzen nicht mochte, und Heisig hatte nur zwei Termine mit ihm, wofür er eigens nach Leipzig reiste. Nach dem Skizzieren begann Heisig sofort mit dem Porträt, das Schmidt als teilweise gelungen beschrieben hat. Er erinnerte sich außerdem, dass ein Polizist der Leipziger Verkehrspolizei, der über das Projekt informiert war, ihn fragte, ob das Bild schon fertig sei. Dies geschah in einer Zeit, als solche Ereignisse nicht im DDR-Fernsehen erwähnt wurden, was Heisig überraschte.

Kontroversen um Heisig und seine Kunst

Die Beziehung zwischen Heisig und Schmidt war nicht nur künstlerisch, sondern auch von politischen Debatten geprägt. Im Jahr 1998 entbrannte eine Diskussion über Heisigs Mitgliedschaft in der Waffen-SS und seine Rolle als „Staatskünstler“ der DDR. Kritiker forderten, seine Werke nicht im Reichstag auszustellen, was Schmidt jedoch vehement widersprach. Er verteidigte den künstlerischen Rang Heisigs und setzte damit ein Zeichen für die Wertschätzung von Kunst, die in einer Ära des Konflikts zwischen Ost und West entstand.

Die Verbindung zwischen Heisig und Schmidt war mehr als nur ein Porträt – sie spiegelte die Spannungen zwischen beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren wider. Kristina Volke, eine renommierte Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, beleuchtet in ihrem Buch „Heisig malt Schmidt“ die Biografien beider Männer und die klassischen Herausforderungen des deutsch-deutschen Bildstreits.

Heisig im Kontext der deutschen Kunstgeschichte

Heisig galt als ein prominenter Künstler in der DDR, doch er entwickelte eine autonome künstlerische Praxis, die es ihm ermöglichte, über die Grenzen seines politischen Umfelds hinweg zu schaffen. Seine Arbeiten greifen oft das Ikarus-Motiv auf, welches die Spannungen zwischen Utopie und Realität thematisiert. Diese Thematik ist besonders relevant in Zeiten politischer Umbrüche und wurde auch von Schmidt reflektiert, der während seiner Kanzlerschaft ein Kunstprogramm initiierte, um Ausdrucksformen der versperrten Künstlergeneration wiederzugewinnen.

Die Sammlung von Heisigs Werken, einschließlich des Porträts von Schmidt, ist derzeit im Leipziger Museum der bildenden Künste in der Ausstellung „Geburtstagsstilleben mit Ikarus“ zu sehen. Diese Ausstellung feiert nicht nur den Künstler, sondern auch die tiefen kulturellen Verbindungen zwischen den beiden prominentesten Figuren der deutschen Nachkriegsgeschichte, die durch Kunst und Politik miteinander verbunden waren.

Heisig verstarb im Jahr 2011 und Schmidt 2015, doch ihre Hinterlassenschaften leben weiter. Die Auseinandersetzung mit ihrer gemeinsamen Geschichte bleibt von großer Bedeutung, nicht nur für Kunstliebhaber, sondern auch für alle, die ein Interesse an der Entwicklung der deutschen Identität im 20. und 21. Jahrhundert haben.

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kunstundfilm.de

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