
Die Alternative für Deutschland (AfD) hat bei ihrem Bundesparteitag in Riesa Geschichte geschrieben, indem sie erstmals eine Kanzlerkandidatin aufstellte. Alice Weidel wurde einstimmig zur Kandidatin für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gewählt. Die Wahl erfolgte ohne Stimmenauszählung, lediglich durch Aufstehen zeigten die Delegierten ihre Zustimmung. Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, bezeichnete Weidel bereits jetzt als „die zukünftige Kanzlerin“.
Weidel, die seit 2015 im Vorstand der Partei und seit Juni 2022 Ko-Parteivorsitzende ist, skizzierte in ihrer Rede umfassende Maßnahmen für die ersten 100 Tage nach einer möglichen Regierungsübernahme. Ihre Ankündigungen umfassen den Abbau aller Windräder, die Wiederinbetriebnahme funktionsfähiger Kernkraftwerke, die Verlängerung der Laufzeiten für Kohlekraftwerke sowie den Wiederbezug von russischem Gas über die Nordstream-Pipeline.
Ein ungewöhnlicher Werdegang
Die 45-jährige Weidel ist eine der wenigen prominenten Frauen in der von Männern dominierten AfD. Sie ist eine offen homosexuelle Politikerin und lebt mit ihrer Lebenspartnerin, mit der sie zwei Söhne großzieht. Ihre Karriere in der AfD begann im Jahr 2013, als sie der Partei beitrat. Seither hat sie sich im Bundestag als scharfsinnige Rednerin etabliert, was ihr besonders während der Bundestagswahlen 2017 und 2021 zugutekam, bei denen sie Teil eines Spitzenkandidaten-Duos war.
Der Parteitag in Riesa wurde von Blockaden und Protestaktionen von Gegnern der AfD um mehr als eine Stunde verzögert. Trotz der derzeitigen Umfragewerte von etwa 20 Prozent, die der AfD den zweiten Platz hinter der Union bescheinigen, ist die Parteibasis optimistisch. Chrupalla, der auf eine eigene Kanzlerkandidatur verzichtet hat, erklärte, dass er Weidel unterstützen werde, und beschreibt seine Rolle als „Libero“, während Weidel die „Stürmerin“ sei.
Politische Richtung und Herausforderungen
Die AfD hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2013 von einer eurokritischen zu einer rechtspopulistischen Partei gewandelt. Diese Entwicklung ist entscheidend für den aktuellen Wahlkampf, in dem die Partei eine klare nationalistische Agenda präsentiert. Dabei stehen Themen wie Anti-Migration, der Austritt aus der EU und eine Wiederannäherung an Russland im Vordergrund. Diese Positionen festigen die Grundwerte der Partei, die immer mehr zur Kernfrage ihrer politischen Ausrichtung geworden sind.
Trotz interner Konflikte und der Vielzahl an Herausforderungen, einschließlich des von vielen Parteien ausgeschlossenen Koalitionspotenzials, bleibt die AfD eine relevante Kraft in der deutschen Politik. Die Nominierung von Alice Weidel markiert einen weiteren Schritt in ihrer ambitionierten Reise und könnte einen Wendepunkt in der Parteigeschichte darstellen.
Zusammenfassend berichtet Welt über den Parteitag, während ZDF spezifische Details zu Weidels politischem Werdegang und ihrer Rolle innerhalb der Partei hervorhebt. Ein Überblick über die Entstehung und Entwicklung der AfD kann auf bpb.de nachgelesen werden.