
Der Dresdner Verein „Lebendiger Leben“ hat seit fast zwei Jahren eine Beratungsstelle in Döbeln eingerichtet, die sich intensiv um die Belange von Menschen mit Behinderungen kümmert. Ziel dieser Einrichtung ist es, die Selbstbestimmung der Betroffenen zu fördern und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erheblich zu verbessern. Leila Kölbl und zwei weitere Mitarbeiterinnen stehen den Klienten in der Beratungsstelle zur Seite, die sowohl Eltern als auch direkt Betroffene umfasst. Sächsische.de berichtet, dass die Beratungsstelle von den Bürgern gut angenommen wird.
Besondere Herausforderungen ergeben sich für Menschen mit Behinderung, die selbstständig leben möchten. Im ländlichen Raum sind die Barrieren, sowohl in der Infrastruktur als auch in den Köpfen der Menschen, deutlich stärker ausgeprägt. Klienten berichten von Schwierigkeiten, wie zum Beispiel eine Mutter, die für ihre psychisch erkrankte Tochter einen Wohnheimplatz mit Sonderbedarf sucht. Die regionalen Assistenzdienste sind oft nur auf Nachfrage zugänglich, was die Situation zusätzlich erschwert.
Barrieren im Alltag
Im Rahmen ihrer täglichen Aktivitäten stoßen Menschen mit Behinderung häufig auf verschiedene Barrieren. Dazu gehören technische und soziale Hindernisse, wie etwa fehlende Untertitel im Fernsehen, mangelnde Brailleschrift sowie nicht barrierefreie Websites. Diese alltäglichen Beeinträchtigungen machen die gleichwertige Teilhabe am Leben und an der Gesellschaft schwierig und zeigen, dass der Abbau von Barrieren dringend notwendig ist.
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) von 2006 unterstreicht die Notwendigkeit der Inklusion und Teilhabe als menschenrechtliches Prinzip. Inklusion wird dabei als die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen, insbesondere von Menschen mit Behinderungen, an sozialen und gesellschaftlichen Institutionen definiert. Die Perspektive hat sich dabei zunehmend von einem individuellen Schwerpunkt hin zu einem gesellschaftlichen Ansatz verschoben. Institutionen sind aufgefordert, sich zu öffnen und individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Nach bpb.de erfordert der Weg zur Inklusion auch den Abbau sozialer Barrieren, die oft diskriminierenden Charakter haben.
Inklusion und Arbeitsmarkt
Besonders im Hinblick auf den Arbeitsmarkt ist die Teilhabe von Menschen mit Behinderung von enormer gesellschaftlicher Bedeutung. Erwerbsarbeit sichert nicht nur den Lebensunterhalt, sondern auch soziale Kontakte und ein gewisses Prestige. Trotz gesetzlicher Regelungen, wie dem Sozialgesetzbuch IX und dem Bundesteilhabegesetz, findet jedoch ein erheblicher Teil der Menschen mit Behinderung aufgrund von Stigmatisierung, psychischen Belastungen und Mobilitätseinschränkungen keinen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Laut bpb.de haben Menschen mit Schwerbehinderung eine deutlich höhere Arbeitslosenquote von 11,5 % im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, was die Notwendigkeit zusätzlicher Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Integration in den Arbeitsmarkt verdeutlicht.
Inklusionsbetriebe und Werkstätten für behinderte Menschen bieten Ansätze zur Beschäftigung, doch die erreichte Erwerbsquote von 49 % zeigt die anhaltenden Herausforderungen. Besonders relevant sind auch die Einstellungen von Arbeitgebern, die oft Vorbehalte hinsichtlich der Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung haben. Hier besteht ein großer Handlungsbedarf, um Chancengleichheit zu schaffen und Exklusion zu verhindern.
Am 5. Mai wird der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen begangen. Dieses Datum ist eine Gelegenheit, um auf die bestehende Ungleichheit und die noch vorhandenen Barrieren aufmerksam zu machen. Die Beratungsstelle in Döbeln bleibt in diesem Kontext ein wichtiger Anlaufpunkt. Interessierte können die Stelle unter der Adresse Ritterstraße 37, 04720 Döbeln aufsuchen oder telefonisch unter 03431 5917729 sowie mobil unter 0179 2635969 erreichen. Beratungen sind kostenfrei und finden montags und mittwochs statt. Der Dialog über Teilhabe erfordert ein gemeinsames Engagement von Politik und Gesellschaft, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung nachhaltig zu verbessern.