Torgau

Die dunkle Geschichte des Jugendwerkhofs Torgau: Menschen unter Druck!

Der geschlossene Jugendwerkhof Torgau war eine Einrichtung, die zwischen 1964 und dem Ende der DDR über 4000 Jugendliche beherbergte. Diese Jugendlichen entsprachen nicht den staatlichen Idealen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). In einem kürzlich veröffentlichten Bericht beschreibt Alexander Müller, ein Zeitzeuge, seine Erfahrungen in dieser Einrichtung als „absolut menschenfeindlich“ und betont die heftigen psychischen und physischen Belastungen, denen die Insassen ausgesetzt waren. Laut Schwäbische erlebten die Jugendlichen Regime, die in ihrer Schärfe und Brutalität oft haftähnlichen Bedingungen glichen.

In Torgau waren die Methoden der Umerziehung rigoros. Der Alltag der Jugendlichen war geprägt von militärischem Drill, ideologischer Schulung und Zwangsarbeit. Es gab ein intensives Sportprogramm und körperliche Belastungen, die oftmals von Leibesvisitationen begleitet wurden. Müller schildert, dass er während seiner Aufenthalte dort Suizidgedanken hatte und extremen Druck verspürte. Diese menschenunwürdigen Bedingungen führten oft zu körperlichen und seelischen Verletzungen, einschließlich Fällen von sexualisierter Gewalt durch Erzieher. „In Torgau gab es keine Freundschaften; man hatte Angst, verraten zu werden“, berichtet Müller und zeigt damit die zerstörerische Atmosphäre auf, die das tägliche Leben prägte. Diese und ähnliche Geschichten werden in einer neuen Dauerausstellung mit dem Titel „Ich bin als Mensch geboren, und will als Mensch hier raus“ thematisiert, wie ZDF berichtet.

Die Struktur der Jugendhilfe in der DDR

Das System der Jugendhilfe in der DDR war eng mit dem Ministerium für Volksbildung, unter der Leitung von Margot Honecker, verbunden. Es handelte sich um ein auf Erziehung und Fürsorge ausgerichtetes Programm, das jedoch eine große Widerspiegelung totalitärer Züge aufwies. Jugendliche, die als schwer erziehbar galten, wurden oft aus gesellschaftlichen Gründen in Spezialheime eingewiesen. Diese Einrichtungen, wie der Jugendwerkhof Torgau, sollten Jugendliche zu sozialistischen Persönlichkeiten formen. Einweisungsgründe waren oft Auflehnung gegen Heimordnungen oder als deviant angesehene Verhaltensweisen, wie in den Analysen der Bundeszentrale für politische Bildung bpb dargelegt wird.

Die faktischen Bedingungen der Heime und die Erfahrungen der Betroffenen zeigen ein System, das gewaltsame Umerziehung zur Norm machte. In den 1960er Jahren wurden Jugendliche, die nicht den sozialistischen Idealen entsprachen, oft rabiat verfolgt. Diese harschen Maßnahmen führten zu einem tiefen Trauma bei vielen Betroffenen. Alexander Müller selbst wurde aufgrund seiner Schwierigkeiten, sich an die kollektivistische Norm der DDR anzupassen, nach Torgau eingewiesen. ZDF hebt hervor, dass er insgesamt elf Monate dort verbrachte und sein Weg zurück in ein normales Leben durch seine posttraumatische Belastungsstörung geprägt war.

Engagement für die Aufarbeitung

Heutzutage engagiert sich Müller aktiv im Verein „Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau“. Seit 2010 ist er in der historisch-politischen Bildungsarbeit aktiv. Er warnt in Schulen vor den Gefahren totalitärer Systeme und appelliert an die Jugend: „Kämpft um eure Demokratie! Das ist sehr, sehr wichtig.“ Sein Engagement ist Teil eines breiteren Bestrebens, die Erfahrungen ehemaliger Heimkinder sichtbar zu machen und das Unrecht, das ihnen widerfahren ist, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Müller hat die Hoffnung, dass die Gesellschaft aus der Geschichte lernt und unrechtmäßige Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht als Teil der Vergangenheit ansieht.

Die Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR bleibt ein schmerzliches Thema. Dennoch gibt es Bestrebungen zur Entschädigung der Opfer. Ein Entschädigungsfonds wurde eingerichtet, um den Betroffenen eine finanzielle Unterstützung anzubieten, auch wenn bereits Überlegungen zur Aufstockung aufkamen, wie die bpb berichtete. Jeder Bericht von Opfern ist entscheidend, denn sie sind der Schlüssel für das kollektive Gedächtnis und die Anerkennung des erlittenen Unrechts.

Statistische Auswertung

Genauer Ort bekannt?
Torgau, Deutschland
Beste Referenz
schwaebische.de
Weitere Infos
zdf.de

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