
Die Rolle des Mikrobioms im Alterungsprozess rückt zunehmend in den Fokus der wissenschaftlichen Forschung. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Universitätsklinikums Jena beleuchtet die Mechanismen, durch die das Mikrobiom das Altern beeinflusst. Laut Precision Medicine nimmt die Stoffwechselaktivität des Mikrobioms im Alter signifikant ab, was zu einem verminderten Nährstoffangebot für den Körper führt und letztlich Alterungsprozesse beschleunigen kann.
Zusammen mit der Abnahme lebenswichtiger Substanzen, die von Bakterien produziert werden, zeigen die Ergebnisse der Forschungsgruppe unter der Leitung von Professor Christoph Kaleta und Dr. Christiane Frahm, dass eine Übertragung des Mikrobioms junger Mäuse auf ältere Mäuse die Alterungsprozesse verlangsamen kann. Hierbei verbesserten sich die Altersanzeichen der Mäuse, insbesondere in Bezug auf Bewegungskoordination und die Integrität der Darmbarriere.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Mikrobiom-Älterung
Die komplexe Beziehung zwischen dem Mikrobiom und dem Alterungsprozess wird durch Hochdurchsatz-Sequenzierung und metagenomische Methoden genauer untersucht. Studien belegen, dass Veränderungen im Darmmikrobiom mit der Entstehung altersbedingter chronischer Krankheiten, wie beispielsweise Fettleibigkeit und neurodegenerativen Erkrankungen, verbunden sind. Dabei spielt das Mikrobiom, das aus etwa 10^13 bis 10^14 Mikroorganismen besteht, eine Schlüsselrolle in der Physiologie des Wirts und dessen Immunantwort, wie in einer Publikation der Nationalen Bibliothek für Medizin hervorgehoben wird.
Besonders auffällig ist der Rückgang der Diversität im Mikrobiom älterer Menschen, der mit einer Zunahme von Schadorganismen und einem Versagen der Immunantwort korreliert. Ein Mangel an geschützten Bakterien wie Bifidobacterium und Lactobacillus kann infolgedessen zu erhöhten Entzündungen und Infektionsrisiken führen.
Ansätze zur mikrobiombasierten Therapie
Dank der neuen Datenanalysen, die in der Forschungsgruppe „Evolutionsbiologie/Mikrobiom-Wirt-Interaktionen beim Altern“ am Leibniz-Institut für Alternsforschung in Jena entwickelt werden, soll der Zusammenhang zwischen Mikrobiomveränderungen und Gesundheit im Alter umfassender erforscht werden. Prof. Dr. Dario Valenzano, der die Forschungsgruppe leitet, spricht von einem gezielten Ansatz zur Beeinflussung des Mikrobioms durch Nahrungszusätze, um altersbedingte Veränderungen umzukehren. Erste experimentelle Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse.
Die Erkenntnis, dass insbesondere die Zusammensetzung des Mikrobioms entscheidend für die Alterung des Körpers ist, eröffnet neue Perspektiven in der Altersmedizin. Forscher untersuchen, wie spezielle Prä- und Probiotika die gesundheitlichen Auswirkungen des Alterns positiv beeinflussen können. Dabei wird auch die Rolle geschlechtsspezifischer Unterschiede im Mikrobiom und deren Einfluss auf altersbedingte Phänotypen berücksichtigt.
Insgesamt untermauern diese Forschungsansätze die Bedeutung des Mikrobioms als zentralen Akteur im Alterungsprozess und könnten in Zukunft die Entwicklung neuer Therapien zur Bekämpfung von Alterskrankheiten fördern. Ein besseres Verständnis der bidirektionalen Beziehung zwischen Mikrobiom und Wirt ist essenziell, um altersassoziierte Erkrankungen präventiv anzugehen und möglicherweise das Leben älterer Menschen zu verlängern, wie auch Ärzteblatt berichtet.