
Offshore-Windkraftanlagen stehen bis zu 90 Kilometer von den Küsten in der Ost- und Nordsee entfernt. Während die Branche wächst, gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsstandards für die Notfallrettung von Arbeitern in diesen abgelegenen Windparks. Wie kn-online berichtet, hat die SSW-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt, um auf die unzureichenden Rettungsstandards hinzuweisen.
Das Sozialministerium in Kiel bestätigt, dass es keinen einheitlich hohen Rettungsstandard auf Offshore-Anlagen gibt. Betreiber tragen die Verantwortung für die Rettung ihrer Angestellten, insbesondere außerhalb der zwölf Seemeilen der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ). Dies führt zu unterschiedlichen Rettungsmaßnahmen, wobei einige Betreiber Telemedizin oder Notfallsanitäter anbieten, während andere dies nicht tun.
Mangelnde Standards und Infrastruktur
Eine umfassende staatliche Rettungspolitik scheint derzeit nicht existent zu sein. Schleswig-Holstein und Niedersachsen stellen keine Rettungsressourcen im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge zur Verfügung. Dies hat zur Folge, dass Betreiber die Northern Helicopter GmbH beauftragen, die derzeit der einzige private Anbieter für Luftrettung ist. Allerdings sind die Anforderungen an den Rettungsdienst nicht klar geregelt, was zu Missverständnissen und ineffizienten Einsätzen führen kann.
Statistiken zeigen, dass es 2024 insgesamt 77 Hubschrauber-Einsätze gab, während in den Jahren zuvor die Zahlen schwankten, ohne dass telemedizinische Einsätze oder Übungseinsätze erfasst wurden. SSW-Fraktionschef Christian Dirschauer plant, das Thema im Landtag weiter zu erörtern, um auf die fehlenden Standards für Offshore-Rettungen aufmerksam zu machen.
Politische Bestrebungen im Windkraftausbau
Im Rahmen des anhaltenden Ausbaus der Offshore-Windkraft plant Niedersachsen, sich im Bundesrat für eine schnellere Umsetzung der Windkraftprojekte einzusetzen. Wie om-online berichtet, hat das Kabinett einen Antrag verabschiedet, der über 2030 hinaus Planungssicherheit schaffen soll. Energieminister Christian Meyer (Grüne) betont die Bedeutung der Offshore-Windkraft für die Klimaziele des Landes.
Mit dem Ziel, bis 2030 insgesamt 30 Gigawatt und bis 2045 70 Gigawatt Offshore-Windenergie zu installieren, hat die EU ambitionierte Pläne. Derzeit sind in der Nord- und Ostsee bereits 1564 Windräder mit einer Gesamtleistung von 8,4 Gigawatt installiert. Es wird jedoch deutlich, dass zur Erreichung dieser Ziele auch die Sicherheitsstandards für die Arbeit und Rettung in und um die Windparks eine zentrale Rolle spielen.
Forderungen der Gewerkschaften
Die IG Metall und andere Organisationen der Offshore-Branche fordern einheitliche Standards für Arbeitssicherheit und Notfallrettung. Mit dem geplanten Ausbau der Offshore-Windenergie wird eine verbesserte Rettungsinfrastruktur unabdingbar. Laut einem Positionspapier müssen die Vorschläge zur Sicherstellung einer hohen Arbeitssicherheit und gleichzeitig einer effizienten Rettungskette umgesetzt werden.
Die Forderungen reichen von der Bereitstellung zusätzlicher Rettungshubschrauber bis hin zu einer erhöhten personellen Besetzung auf den Windkraftanlagen selbst. Aktuell existieren deutliche Unterschiede in den Arbeitsbedingungen, die auf die variierenden Standards in den einzelnen Windparks zurückzuführen sind. Eine stärkere Einbeziehung der Beschäftigten in die Entwicklung von Arbeitssicherheitskonzepten wird als notwendig erachtet.
Die Debatte um Sicherheit und Infrastruktur wird auch durch die Anforderungen des anhaltenden Ausbaus der Offshore-Windkraft und die bevorstehenden Projekte in der Region angetrieben. Wenn Niedersachsen seine Ziele erreichen möchte, ist ein umfassendes und einheitliches Rettungssystem unerlässlich.