
Die Kosten für Schulranzen haben in den letzten Jahren stark zugenommen, wodurch viele Eltern vor der Herausforderung stehen, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Wie dewezet.de berichtet, liegen die unverbindlichen Preisempfehlungen für Standard-Schulranzen mittlerweile bei bis zu 290 Euro, während spezielle Modelle teurer ausfallen können. Diese hohen Preise sind nicht nur auf die verwendeten Materialien zurückzuführen, sondern auch auf die eingegangenen rechtlichen Auseinandersetzungen und Marktbedingungen.
Besonders auffällig ist die Preispolitik von Herstellern wie Ergobag und Satch. Laut einem Bericht von spiegel.de hat das Bundeskartellamt 2021 eine Strafe in Höhe von 2 Millionen Euro gegen Fond Of, den Mutterkonzern dieser Marken, verhängt. Der Vorwurf: vertikale Preisbindung, die Mindestpreise für die Produkte vorschrieb. Die Auswirkungen dieser Praxis sind deutlich spürbar: Eltern müssen inzwischen mehr für die teuren Schulranzen bezahlen, als für viele Erwachsene-Rucksäcke, deren Preise häufig unter 200 Euro liegen.
Ergonomie und Sicherheit an erster Stelle
Ein Grund für die hohen Kosten ist die Betonung auf Ergonomie und Sicherheit. Hersteller argumentieren, dass Innovationen in diesen Bereichen entscheidend für die Entwicklung der Produkte sind. So sind etwa höhenverstellbare Tragesysteme, breite Beckengurte und robuste Materialien Merkmale, die teure Schulranzen auszeichnen. Laut dem Kinderorthopäden Falk Thielemann sind stabilität und verstellbare Schultergurte für die Gesundheit der Kinder extrem wichtig.
Die Stiftung Warentest hat 2019 günstige Modelle getestet und kam zu dem Ergebnis, dass viele Schulranzen unter 150 Euro mit „Mangelhaft“ beurteilt wurden. Oft waren sie nicht wasserdicht und boten keine ausreichende Sichtbarkeit im Dunkeln. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, ergonomischen Schulranzen wächst, was die Preisentwicklung weiter antreibt.
Finanzielle Herausforderungen für Familien
Die steigenden Preise sind gerade für Familien mit geringem Einkommen problematisch. Der Sozialverband VdK hat die staatliche Unterstützung für bedürftige Familien kritisiert. Die Pauschale von 195 Euro für den Schulstart reicht nicht aus, um die Kosten für Schulranzen und weiteres Zubehör zu decken. 2023 wurden 1,3 Millionen solcher Zahlungen für Schulkinder ausgezahlt, doch nicht immer konnten damit die notwendigen Käufe getätigt werden.
Zusätzlich müssen Eltern für „Kletties“ oder Patches weitere 15 bis 20 Euro einplanen, was die Gesamtkosten weiter erhöht. Ein erfreulicher Trend ist jedoch die zunehmende Beliebtheit von Ranzenrucksäcken, vor allem bei älteren Mädchen in der 3. und 4. Klasse, die Design und Funktionalität miteinander verbinden.
Die Bedürfnisse der Kinder stehen im Mittelpunkt: Ergonomie und Sicherheitsaspekte werden zunehmend auch in der Entwicklung von Schulranzen berücksichtigt. Hersteller kooperieren mit Physiotherapeuten und Orthopäden, um eine optimale Passform garantieren zu können. Der Markt für Schulranzen steht also vor einer stetigen Veränderung, auch wenn die Herausforderungen durch hohe Preise und gesellschaftliche Erwartungen bestehen bleiben.