
In der heutigen Musiklandschaft dominiert ein bemerkenswerter Wandel: Während in den 1990er Jahren noch 37% der Songs in den Charts von Bands stammten, ist dieser Anteil in den 2020er Jahren auf bescheidene 6% gesunken. Der bayrische Liedermacher Oimara hat mit seinem Song „Wackelkontakt“ die Spitze der deutschen Single-Charts erreicht, gelegen an der Schnittstelle dieser Trendwende. Laut Suedkurier sind in den aktuellen Top Ten viele Solisten und Duette vertreten, während Musikbands deutlich in der Minderheit sind.
Die Musikmanagerin Marina Buzunashvilli führt diesen Trend darauf zurück, dass es für Bands zunehmend schwieriger geworden ist, finanziell über Wasser zu bleiben. Einnahmen aus Streamingdiensten wie Spotify und Apple Music sind für die meisten Musiker, abgesehen von Superstars wie Taylor Swift, bescheiden. Stattdessen haben Tourneen und Merchandising an Bedeutung gewonnen. Solokünstler bieten der Musikindustrie zudem den Vorteil weniger Konflikte, die häufig in Band-Konstellationen auftreten.
Der Einfluss von Streaming und sozialen Medien
Streaming-Anbieter haben das Musikgeschäft bisher grundlegend verändert. Laut Bonedo wurden im Jahr 2023 täglich 123.000 neue Songs veröffentlicht, von denen viele eine relativ niedrige Qualität aufweisen. Diese Überflutung veranlasst Labels, verstärkt auf Solo-Künstler zu setzen, die sich einfacher vermarkten lassen. Die Algorithmen der Streaming-Dienste fördern zudem kürzere Songs, die vorteilhaft in den Charts rangieren können. Bad Bunny, ein Beispiel für diesen Trend, hat in seiner Bibliothek 23 Songs mit einer durchschnittlichen Länge von nur 3:29 Minuten.
Die veränderten Hörgewohnheiten und das Aufblühen neuer Subgenres tragen zur Flut an Musik bei, wobei viele neue Künstler in den Charts fehlen. In den vergangenen zehn Jahren war unter den 100 meistgestreamten Künstlern auf Plattformen wie Spotify keine einzige Band vertreten. Die Top 10 umfasste ausschließlich Solokünstler wie Taylor Swift, The Weeknd und Billie Eilish.
Die Rückkehr der Bands und ihre treue Fanbasis
Obwohl die Zahlen gegen sie sprechen, bleibt die Musikwelt nicht gänzlich ohne Bands. In den Album-Charts haben Gruppen in den 2020er Jahren stabil 46% der platzieren Alben ausgemacht, was auf eine loyalen Fanbase hinweist, die bereit ist, für Alben und Konzerte zu zahlen. Zwar sind zurückkehrende Boy- und Girlbands der 90er und 2000er Jahre wie ein Zeichen der Hoffnung für diese Formationen zu sehen, die gegenwärtigen Herausforderungen bleiben bestehen.
Analysen zeigen, dass vor allem in den britischen Charts ein alarmierender Rückgang der Bandpräsenz zu verzeichnen ist. Zwischen 2020 und 2024 konnten Bands lediglich für drei Wochen die Chartspitze erreichen, eine dramatische Veränderung im Vergleich zu den 1980er und 1990er Jahren, in denen Bands über 140 Wochen an der Spitze standen. Die erste Band in den aktuellen Spotify Charts kommt erst auf Platz 135.
In der heutigen Zeit gilt Authentizität als wertvoll. Talentierte Bands können auch weiterhin erfolgreich sein, indem sie sich selbst promoten und direkt mit ihrer Fanbase interagieren. Technologische Entwicklungen ermöglichen es, Musik kostengünstig im eigenen Schlafzimmer zu produzieren, und Online-Plattformen stärken die Sichtbarkeit der Künstler.
Der Trend hin zu Solo-Künstlern zeigt deutlich, wie sich die Musikwelt gewandelt hat und stellt sowohl für Talente als auch für Fans spannende Fragen über die Zukunft der Musikindustrie. Informationen zu den Ursachen und Auswirkungen dieser Entwicklungen können im Global Music Report nachgelesen werden.