
Die Staatsanwaltschaft Erfurt hat Ermittlungen gegen den 46-jährigen Vater und seinen 19-jährigen Sohn einer 16-jährigen Mädchen aufgenommen. Den beiden wird mutmaßliche Entführung vorgeworfen. Dabei besteht ein dringender Tatverdacht wegen Freiheitsberaubung und versuchter Zwangsheirat. Die Vorwürfe besagen, dass die beiden Männer geplant haben sollen, ihre Tochter und Schwester nach Syrien zu bringen, um sie dort gegen ihren Willen zu verheiraten. Diese alarmierenden Informationen werden von FAZ bestätigt.
Erste Hinweise auf die möglichen Taten erhielt die Polizei am Samstagnachmittag, als in der Erfurter Innenstadt von einer „Freiheitsberaubung“ berichtet wurde. Ein auf sozialen Medien veröffentlichtes Video zeigte einen weißen Transporter, der mit halb geöffneter Tür zwischen Straßenbahnen davonfuhr. Diese Hinweise führten zu intensiven Ermittlungshandlungen.
Festnahmen in Prag
Der Vater wurde am Sonntag in Prag festgenommen. Ein europäischer Haftbefehl wegen Freiheitsberaubung war bereits am Samstag ausgestellt worden. Zeitgleich wurde die 16-Jährige ebenfalls in Prag aufgegriffen. Laut ersten Informationen ist ihr Gesundheitszustand gut, ihr genauer Aufenthaltsort bleibt jedoch unbekannt. Auch der Bruder des Mädchens wurde am Sonntag in Erfurt festgenommen.
Die Situation wirft ein grelles Licht auf die anhaltenden globalen Probleme von Menschenhandel und Zwangsheiratsfällen. Diese Problematik betrifft nicht nur Entwicklungsländer, sondern verzeichnet auch in wohlhabenden Nationen, einschließlich West- und Südeuropa, einen besorgniserregenden Anstieg. Laut einem Bericht der UNODC, der in Focus veröffentlicht wurde, steigt der Schmuggel von Mädchen zur sexuellen Ausbeutung erheblich an, was die Relevanz dieses Falls verdeutlicht.
Ein besorgniserregendes Phänomen
Der UN-Bericht verzeichnete im Jahr 2022 insgesamt 75.000 Fälle von Menschenhandel, darunter 25.000 Kinder. Dies stellt einen Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie dar. Die anhaltenden Konflikte sowie wetterbedingte Katastrophen erhöhen zudem das Risiko für Menschenhandel. Besonders besorgniserregend ist, dass in drei von vier Fällen organisierte Kriminalitätsbanden involviert sind.
Die Verquickung von familiären Entführungen und den wachsenden Gefahren des Menschenhandels wird immer deutlicher. Die Entwicklungen in der Erfurter Angelegenheit sind daher nicht nur lokal von Bedeutung, sondern spiegeln auch einen weltweiten Trend wider.