
Die geplante Batterie-Recyclinganlage in Gera-Cretzschwitz sorgt für erheblichen Widerstand unter den Anwohnern und lokalen Betrieben. Geplant von der SungEel Recyclingpark Thüringen GmbH, einem Joint Venture zwischen SungEel HiTech Europe Kft. und Samsung C&T Deutschland GmbH, soll die Anlage rund 22.000 Tonnen alte Lithium-Ionen-Akkus jährlich umweltverträglich recyceln. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf etwa 45 Millionen Euro, und die Einrichtung könnte bis zu 100 neue Arbeitsplätze schaffen, was in der Region auf positive Resonanz stoßen könnte. Dennoch hagelt es Kritik aus der Bevölkerung.
Die Bürgerinitiative, die sich gegen das Projekt formiert hat, wirft der Genehmigungsbehörde TLUBN vor, intransparent zu arbeiten. Die von der Behörde durchgeführte Online-Konsultation wird als irreführend und unklar bezeichnet. Die Bürgerinitiative betont, dass die Einsprüche gegen das Vorhaben nicht angemessen berücksichtigt wurden. Aktuell liegen dem TLUBN rund 7.800 Einwendungen vor, die größtenteils von der Initiative eingereicht wurden. Örtliche Kritiker befürchten, dass die Anlage negative Auswirkungen auf ihre Lebensqualität und die Umwelt haben könnte.
Erörterung und Widerstand
Im November 2024 fand eine Erörterung der Einsprüche im Kultur- und Kongresszentrum Gera statt. Nach fünf Beratungstagen wurde das Verfahren jedoch unterbrochen, und es wird nun erwartet, dass die Diskussionen online fortgeführt werden. Dabei sind nur die Unterlagen relevant, die bis zum 30. Januar 2024 öffentlich ausgelegt wurden. Dies sorgt für zusätzliches Unbehagen bei den Gegnern, da viele wichtige Informationen erst im Nachhinein vom Investor nachgereicht wurden, ohne dass alle Gegner Zugang dazu hatten.
Besonders kritisieren die Anwohner, dass das vorherige Projekt von Sungeel in Rudolstadt abgelehnt wurde, was zu einem Rückzug des Antrags führte. Die Sorgen um Umweltbelastungen und gesundheitliche Risiken sind auch aus diesem Kontext verständlich. Für viele Menschen vor Ort ist es schwer nachvollziehbar, dass eine ähnliche Einrichtung nun in ihrer unmittelbaren Umgebung errichtet werden soll.
Technische Details und Potenzial
Gemäß den Plänen von SungEel soll die Recyclinganlage auf einer Fläche von etwa 30.000 Quadratmetern entstehen. Lithium-Ionen-Akkus sollen in verschiedenen Formaten angeliefert werden, darunter Rundzellen, prismatische Zellen und Pouch-Zellen. Die mechanische Aufbereitung in Gera würde vor allem zur Gewinnung von Schwarzmasse führen, die dann zur weiteren Verarbeitung nach Südkorea transportiert wird.
Die Ausgangsmaterialien, in diesem Fall Lithium, Nickel und Kobalt, sind von hoher Bedeutung, da Deutschland in den kommenden Jahren einen Anstieg von nicht mehr nutzbaren Lithium-Ionen-Batterien erwartet. Aktuell sind die Recyclingkapazitäten in Deutschland unzureichend, was die Ansiedlung solcher Betriebe dringend notwendig macht. Der Aufbau von Recyclingkapazitäten wird als entscheidend angesehen, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen.
Ausblick auf die Zukunft
Die ersten Baumaßnahmen für die Anlage sollen im März 2024 starten, wobei die erste Produktionslinie bereits Anfang 2025 in Betrieb gehen könnte. Bis 2027 wird die zweite Linie erwartet. Laut Prognosen könnten bis 2030 die Kapazitäten für den Rücklauf von Recyclingbatterien auf ca. 270.000 Tonnen pro Jahr ansteigen, was darauf hindeutet, dass die Nachfrage nach Recycling stark zunehmen wird.
Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Gera entwickeln wird. Die Bedenken der Bürgerinitiative sind nicht unbegründet, und es wird sich zeigen, ob die geplante Anlage die Zustimmung und das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen kann oder ob der starke Widerstand anhält. MDR berichtet, dass die Diskussionen in den kommenden Monaten entscheidend für die Realisierung des Projekts sein werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die erwartete Verwertung von Lithium-Ionen-Batterien aus Deutschland und die damit verbundenen Arbeitsplätze in der Theorie vorteilhaft erscheinen, jedoch auch eine transparente Kommunikation und Berücksichtigung der Anwohnerbedenken erfordern. Die Bürgerinitiative Gera-Cretzschwitz fordert weiterhin, dass das Projekt nicht auf Kosten der Anwohner und der Umwelt durchgesetzt wird. Die künftigen Entscheidungen werden sowohl wirtschaftliche als auch soziale Implikationen für die Region mit sich bringen.