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Die dunkle Seite der Raumfahrt: Wernher von Braun und seine Vergangenheit

Wernher von Braun und Walter Dornberger spielten eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Raketentechnologie während des Dritten Reichs. Ab 1939 arbeiteten sie am Aggregat 4, das unter dem Namen Vergeltungswaffe 2 (V2) bekannt wurde und als erste moderne ballistische Rakete gilt. In diesem Kontext wurde auch die V1 entwickelt, der erste Marschflugkörper, getestet erstmals am 24. Dezember 1942. Mit einer Länge von 7,74 Metern und einer Sprengladung von 850 kg konnte die V1 von Startstationen oder aus Flugzeugen abgesetzt werden. Ihr letzter Einsatz fand am 5. Januar 1945 gegen London statt, jedoch machten die große Geschwindigkeit von maximal 650 km/h sie anfällig für alliierte Abfangjäger.

Trotz ihres innovativen Designs war die V2, als fortschrittlichere Waffe konzipiert, nicht rechtzeitig einsatzbereit. Zudem plante die deutsche Rüstungsindustrie die Amerika-Rakete (Aggregat 9/10), eine ambitionierte zweistufige Interkontinentalrakete mit einer Reichweite von 5.500 km. Geplant war sogar eine bemannte Variante, in der der Pilot per Schleudersitz aussteigen sollte.

Die Rolle der SS und weitere Entwicklungen

Im April 1943 übernahm die SS unter Hans Kammler einen bedeutenden Einfluss auf die Raketentechnologie. Kammler erhielt 1944 die Oberaufsicht über sämtliche Raketenprojekte, was die Entwicklung der V3 umfasste. Diese Hochdruckpumpe galt als revolutionär, kam jedoch nie zur Anwendung. Neben den V-Waffen wurden auch weitere Raketenprojekte ins Leben gerufen, darunter die Ruhrstahl X-4 und die Enzian, die potenziell kriegsentscheidend sein könnten. Besonders umstritten ist die Tatsache, dass Häftlinge aus Konzentrationslagern unter unmenschlichen Bedingungen zur Herstellung der V2-Raketen eingesetzt wurden, was Wernher von Braun auch als eine seiner dunkelsten Verstrickungen in die Verbrechen des NS-Regimes hinterlässt.

Die Verstrickungen von Braun in diese dunkle Geschichte blieben jedoch lange Zeit im Schatten seiner Erfolge in der amerikanischen Raumfahrt. Nach dem Krieg kam er in amerikanische Gefangenschaft und verhandelte mit den US-Behörden, was ihn schließlich in die Vereinigten Staaten führte, wo er als Leitfigur im amerikanischen Raketenprogramm tätig wurde. Hier war er direkt in die Entwicklung der Saturn-Raketen involviert, die Apollo 11 am 21. Juli 1969 auf den Mond brachten.

Der Aufstieg zur Berühmtheit

Als Chefkonstrukteur der Saturn-V-Rakete wurde von Braun in der Öffentlichkeit äußerst beliebt. Er äußerte mehrfach, dass die Mondlandung für ihn die Erfüllung eines Ziels darstelle, für das er über vier Jahrzehnte gearbeitet hatte. Dennoch stellt Rainer Eisfeld klar, dass die euphorischen Siege der Raumfahrttechnik nicht über die schrecklichen menschlichen Kosten hinweg täuschen sollten, die zur Verwirklichung dieser Erfolge erforderlich waren. Über die Verbindungen zu den Gräueltaten der NS-Zeit wurde lange nicht offen gesprochen, und die breite Öffentlichkeit war bis weit in die 1960er Jahre über seine Vergangenheit im Unklaren.

1960 wechselte von Braun mit seinem Team von Peenemünde zur NASA und arbeitete im Auftrag des damaligen Präsidenten John F. Kennedy an der Mondrakete. Trotz des großen Erfolges wurde von Braun auch von Überlebenden der Konzentrationslager kritisiert. Während des Dora-Prozesses 1967-1970 in Essen, der die Missetaten im KZ Mittelbau–Dora thematisierte, war geplant, von Braun als Zeugen zu laden. Er stritt persönliche Verantwortung für die Verhältnisse ab, beweinte jedoch die Zustände, ohne sich öffentlich zur Zwangsarbeit zu äußern.

Wernher von Braun verstarb 1977 im Alter von 65 Jahren an Krebs und hinterließ ein komplexes Erbe. In den letzten Jahren wurde zunehmend die Entscheidung vieler Institutionen kritisiert, die ihn ehrten, insbesondere als im Jahr 2014 die letzte nach ihm benannte Schule in Deutschland beschloss, ihren Namen zu ändern, um sich von seinem umstrittenen Leben zu distanzieren.

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deutschlandfunk.de

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