
Mit dem Abschluss des Projekts P:Mover in Ilmenau, Thüringen, leitet die Stadt Ilmenau gemeinsam mit dem Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) sowie den Partnern Funkwerk Systems GmbH und Ginger Lehmann+Partner GmbH den Start des neuen Vorhabens MOVEwell ein. Dieses neue Projekt zielt darauf ab, die Mobilitätsbedingungen in ländlichen Räumen der Thüringer Landkreise zu verbessern. MOVEwell wird durch die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Vorgängerprojekt P:Mover unterstützt, dessen Implementierung eine bedeutende Grundlage für innovative Mobilitätslösungen bildet.
Das Projekt MOVEwell, welches im Herbst 2024 eine Förderzusage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhielt, hat das Ziel, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Mobilitätskonzepte für ländliche Gebiete zu entwickeln. Im Fokus steht die Erarbeitung eines Thüringer Leitbilds für nachhaltige Mobilität. Die Koordination erfolgt durch den European Digital Innovation Hub Thuringia an der Bauhaus-Universität Weimar, was die hohe wissenschaftliche Relevanz des Projekts unterstreicht.
Herausforderungen und Lösungen im ländlichen Raum
In ländlichen Regionen stehen Mobilität und Verkehr vor erheblichen Herausforderungen. Laut einer Analyse liegt der tägliche mobilitätsbedingte CO2-Fußabdruck im ländlichen Raum fast ein Viertel höher als in städtischen Gebieten. Das liegt an der Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr, wobei über 60% der Strecken mit Pkws zurückgelegt werden. Die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) leidet unter unzureichenden Taktungen und einer begrenzten Bedienzeit, was die Situation für die ansässige Bevölkerung weiter verschärft.
Ein zusätzlicher Aspekt ist der Bevölkerung Rückgang und die abnehmenden Arbeitsplatzzahlen in ländlichen Gemeinden, die die Notwendigkeit neuer Mobilitätslösungen verdeutlichen. Insbesondere Senioren und Personen mit geringem Einkommen sind von den Defiziten in der Daseinsvorsorge stark betroffen. Diese Umstände fördern nicht nur soziale Ungleichheiten, sondern begünstigen auch die Abwanderung aus ländlichen Regionen, da viele Bewohner eine Benachteiligung wahrnehmen.
Strategien zur Verbesserung der Mobilität
Die geplante Integration autonomer Fahrzeuge in das MOVEwell-Projekt könnte eine vielversprechende Lösung zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum darstellen. Prof. Matthias Hein betont die potenzielle Leitfunktion für autonomes Fahren im öffentlichen Personennahverkehr. Das Forschungsfahrzeug P:Mover hat bis Ende 2022 erfolgreich auf zwei Pilotstrecken im hochautomatisierten Betrieb trainiert. Zu den technischen Herausforderungen zählten das Überqueren von Ampelkreuzungen sowie das Fahren bei Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h.
Auch der Campusbus Ilmenau, bekannt als CAMIL, spielt eine zentrale Rolle im Projekt. Die Integration hochautomatisierter Busse in den Linienfahrplan bietet wertvolle Erkenntnisse zu elektrischen Antrieben und den Bedürfnissen der Fahrgäste. Komponenten aus P:Mover und CAMIL werden in MOVEwell genutzt, um die Mobilitätsstrukturen kontinuierlich zu optimieren.
Ilmenaus Oberbürgermeister Daniel Schultheiß äußerte sich positiv über die entwickelten Mobilitätskonzepte und sieht in ihnen großes Potenzial für ländliche Lebensräume. Diese Ansätze sind notwendig, um die sozialen und umwelttechnischen Herausforderungen, die die ländliche Mobilität mit sich bringt, zu bewältigen. Damit könnte die Region nicht nur ihre Mobilitätsangebote nachhaltig verbessern, sondern auch einen Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums leisten.