
Die Ukraine hat einen historischen Schritt unternommen und den Gas-Transit von russischem Gas gestoppt. Diese Entscheidung fiel knapp drei Jahre nach dem russischen Überfall auf das Land und soll dazu dienen, dem Kreml die Finanzierung des Krieges zu erschweren. Laut Angaben des ukrainischen Energieministers German Galuschtschenko handele es sich um ein „historisches Ereignis“. Mit dem Ende des Transportes von russischem Gas durch die Ukraine, das seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 über Pipelines nach Europa geliefert wurde, verliert Kiew eine wichtige Einnahmequelle aus den Transitgebühren.
Der russische Energiekonzern Gazprom bestätigte am Mittwochmorgen, dass seit 08:00 Uhr Ortszeit kein Gas mehr durch die Ukraine fließt. Der Transitvertrag zwischen Gazprom und dem ukrainischen Versorger Naftogaz ist zum Jahreswechsel abgelaufen. Kiew weigerte sich, den Vertrag zu verlängern, und erklärte, dass dies im nationalen Interesse der Ukraine liege. Während die Ukraine sich aus dem russischen Gasgeschäft zurückzieht, verdiene Russland weiterhin an Exporten von Kohle und Öl sowie von nicht sanktioniertem Erdgas durch andere Länder oder durch Umgehung der Sanktionen.
Europäische Reaktionen und Abhängigkeiten
In der Europäischen Union machte russisches Gas im Jahr 2023 weniger als zehn Prozent der Gasimporte aus. Dennoch gibt es Mitgliedsstaaten, die weiterhin stark von russischem Gas abhängig sind, darunter Ungarn und die Slowakei. Diese Länder hatten sich in den Wochen vor dem 31. Dezember darüber beschwert, dass sie ohne glaubwürdige Alternativen vom russischen Gas abgeschnitten werden.
Die Republik Moldau, die ebenfalls von dem ukrainischen Transitstopp betroffen gewesen wäre, hat bereits zuvor einen Stromnotstand ausgerufen, nachdem Gazprom die Lieferungen an das Land aufgrund angeblicher Schulden eingestellt hatte. In Moldau ringen proeuropäische und prorussische Kräfte um die Macht, was die Situation weiter kompliziert.
Die Entwicklungen verdeutlichen die zunehmenden Spannungen in der Region und die Herausforderungen, denen sich die Ukraine und ihre Nachbarn gegenübersehen, während sie versuchen, ihre Energieabhängigkeiten neu zu gestalten.