
Das Wittenberger „Haus der Alltagsgeschichte“ bietet Besuchern die Möglichkeit, das Leben in der DDR nachzuvollziehen – von der Wohnkultur bis zu Feierlichkeiten. In einem Gebäude nahe der berühmten Schlosskirche führt eine Zeitreise durch die Wohnverhältnisse der 40er- bis 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung beginnt in einer Küche der 1920er-Jahre und erstreckt sich über ein Flüchtlingszimmer, die „gute Stube“ der 1940er-Jahre bis hin zu den Wohnzimmern der DDR. Zusätzlich sind eine Dorfkneipe, eine Tanzbar, ein Jugendzimmer aus den 1980er-Jahren sowie ein Dorfkonsum Teil des Angebots.
Der Verein, der das Konzept des „Hauses der Alltagsgeschichte“ betreibt, verfolgt seit rund 30 Jahren das Ziel, die Alltagsgeschichte lebendig zu erhalten. Christel Panzig, die Leiterin des Trägervereins PFLUG (Projektgemeinschaft Frauen, Landwirtschaft, Umwelt und Gesellschaft), hebt hervor, dass viele Besucher der Meinung sind, die Ausstellungen seien so lebensecht, dass es den Anschein habe, als seien die Bewohner nur kurz abwesen und kämen gleich zurück. Der Verein widmet sich nicht nur der Alltagsgeschichte der DDR, sondern auch dem Leben der Menschen in der Weimarer Republik und der Nachkriegszeit.
Zeitzeugen und Exponate
Die Alltagsobjekte, die der Verein gesammelt hat, stammen vor allem aus der Zeit zwischen 1910 und dem Ende der DDR. Diese Sammlung führte zu umfangreichen Ausstellungen, die die mitteldeutsche Alltags-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts beleuchten, insbesondere in Bezug auf die Sowjetische Besatzungszone und die DDR. Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist eine originalgetreu eingerichtete Tanzbar mit einer DDR-Discoanlage, die die Atmosphäre jener Zeiten einfängt. Zudem zeigt die Sammlung eine Fotoausstellung zur Jugendkultur und eine Präsentation zum DDR-Design der 1970er-Jahre.
Parallel zu dieser Ausstellung findet im Medienzentrum an der Hindenburgstraße eine Plakatausstellung mit dem Titel „Voll der Osten. Leben in der DDR“ statt, die bis zum 23. November zu sehen ist. Diese Ausstellung erinnert an das geteilte Deutschland und zeigt Alltagsmomente aus den 1980er-Jahren, fotografiert von Harald Hauswald. Die Werke, die mit Texten des Historikers Stefan Wolle versehen sind, ziehen derzeit zahlreiche Besucher an. QR-Codes an den Ausstellungstafeln bieten Zugang zu Videointerviews, in denen Hauswald die Geschichten hinter den Fotos erzählt. Zum Abschluss der Ausstellung organisiert die VHS Bocholt-Rhede-Isselburg einen Vortrag über den Mauerfall am 21. November, der an die Ereignisse von 1989 erinnert.
Besucher des „Hauses der Alltagsgeschichte“ und der Ausstellung im Medienzentrum können sich auf eine lebendige Darstellung der DDR-Alltagsgeschichte freuen, die durchgehend reflektiert, wie die Menschen in dieser Zeit lebten und feierten.