Heute ist der 18.04.2025
Datum: 18.04.2025 - Source 1 (https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Leere-Graeber-Leichen-von-Euthanasie-Opfern-nicht-auffindbar,euthanasie128.html):
- Überprüfung des ehemaligen Anstaltsfriedhofs in der Nähe von Lüneburg ergab Dutzende leere Gräber.
- Carola Rudnick, Leiterin der Euthanasie-Gedenkstätte Lüneburg, berichtet von 75 vermissten Skelette von Erwachsenen und vier von ermordeten Kindern.
- 35 sterbliche Überreste wurden gefunden, können jedoch nicht zugeordnet werden; Friedhofsunterlagen scheinen gefälscht zu sein.
- Die Kriegsgräberstätte sollte ursprünglich 84 Gräber umfassen.
- Überprüfung der Anlage wurde angestoßen, da ein neues Dokumentationszentrum im August eröffnet werden soll.
- Grabungen begannen am Dienstag, Ergebnis am Donnerstag: Ein Teil der Gräber ist leer.
- Rudnick äußert, dass Familien jahrelang zu leeren Gräbern kamen, um der Verstorbenen zu gedenken.
- Weitere Grabungen sollen mit Hilfe von Luftbildern und Zeitzeugen durchgeführt werden.
- Rudnick hofft auf finanzielle Unterstützung vom Innenministerium für die Fortsetzung der Grabungen.
Source 2 (https://www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette):
- Gedenkstätte befindet sich auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg im ehemaligen Badehaus am Wasserturm.
- Eröffnet am 25. November 2004 als „Bildungs- und Gedenkstätte ‚Opfer der NS-Psychiatrie‘ Lüneburg“.
- Umbenennung in „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg am 1. September 2015.
- Neues Bildungszentrum im „Alten Gärtnerhaus“ (Haus 43) wurde am 30. August 2020 eingeweiht.
- Auszeichnung als „Lernort für Demokratiebildung“ durch den Niedersächsischen Kultusminister Grant Hendrik Tonne am 20. Juli 2022.
- Ziel der Gedenkstätte: politisch-historische Bildung zu den Opfern der Psychiatrie im Nationalsozialismus.
- Zentrale inhaltliche Schwerpunkte:
- „Kinderfachabteilung” Lüneburg, in der 1941 bis Kriegsende 300 bis 350 Kinder getötet wurden.
- „Ausländersammelstelle“ für Patientinnen und Patienten ausländischer Herkunft, die ermordet wurden.
- Überregionale Bedeutung der Gedenkstätte.
- Trägerverein seit 1. September 2015: „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg e. V.
Source 3 (https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/295244/vor-80-jahren-beginn-der-ns-euthanasie-programme/):
- Juli 1933: Erlass des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" durch die Nationalsozialisten.
- Gesetz trat am 1. Januar 1934 in Kraft; erlaubte Zwangssterilisation in Deutschland.
- Ziel: Verhinderung der Fortpflanzung von Menschen, die nicht den nationalsozialistischen Rasseidealen entsprachen.
- Schätzungen zufolge wurden 350.000 bis 400.000 Menschen zwangssterilisiert.
- Betroffene: Menschen mit psychischen Krankheiten, körperlichen und geistigen Behinderungen, als "asozial" oder "minderwertig" stigmatisierte Personen (z.B. Alkoholiker).
- Vor 1930er Jahren: Forderungen nach Tötung von Menschen mit Behinderungen, beeinflusst durch die Schrift "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens" von Karl Binding und Alfred Hoch (1920).
- Diese Schrift prägte die Vorstellung von "lebensunwertem Leben" und rechtfertigte die Ermordung von kranken oder behinderten Menschen.
- Begriff "Euthanasie" bedeutet ursprünglich "schöner Tod", wurde von den Nationalsozialisten für die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderungen verwendet.
- 1939: Hitler ermächtigt Philipp Bouhler und Karl Brandt zur Tötung eines behinderten Kindes, was den Beginn systematischer Morde markiert.
- Gründung des "Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" zur Tarnung der Morde.
- Runderlass des Reichsinnenministeriums vom 18. August 1939: Verpflichtung zur Meldung von Kleinkindern mit bestimmten "schweren, angeborenen Leiden".
- Kinder bis 3 Jahre wurden zunächst gemeldet, später bis 16 Jahre.
- Schätzungen zufolge ca. 5.000 Kinder Opfer der "Kinder-Euthanasie" bis 1945.
- Vorbereitungen zur gezielten Tötung von kranken oder behinderten Erwachsenen begannen ebenfalls.
- Oktober 1939: Hitler erteilt schriftliche Ermächtigung zur Tötung von Erwachsenen, rückdatiert auf den 1. September 1939.
- Aktion T4: Krankenanstalten und psychiatrische Kliniken wurden aufgefordert, Patienten zu melden.
- Gutachter entschieden über das Schicksal der gemeldeten Personen; Tötung durch Injektionen oder Kohlenmonoxidgas in Gaskammern.
- Gaslieferant: IG Farben (heute BASF).
- Leichenschändung und falsche Todesursachen wurden den Angehörigen mitgeteilt.
- Widerstand von Geistlichen, insbesondere von Bischof Clemens August Graf von Galen, führte zur offiziellen Einstellung der Aktion T4 an Erwachsenen im September 1941.
- Tötungen wurden verdeckt an Kindern, in Konzentrationslagern und besetzten Gebieten fortgesetzt.
- Schätzungen der Todeszahlen durch Euthanasie-Programme: 200.000 bis 300.000 Menschen in ganz Europa.
- Aktion T4 kostete bis zu ihrer Einstellung etwa 70.000 Menschen das Leben; mindestens 30.000 weitere starben in nachfolgenden Tötungsaktionen.
- Nachkriegsaufarbeitung der Euthanasie-Morde als unbefriedigend angesehen; Prozesse gegen Täter unter alliierter Gerichtsbarkeit.
- 1988: Gesetz zur Zwangssterilisation vom Bundestag als NS-Unrecht erklärt; Urteile der "Erbgesundheitsgerichte" 1998 aufgehoben.
- Zwangssterilisierte und Euthanasie-Opfer haben keinen Anspruch auf Leistungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz.