Borken

Heute ist der 22.04.2025

Datum: 22.04.2025 - Source 1 (https://www.muensterlandzeitung.de/legden/berichtsheft-merkbuch-paula-koesters-landwirtschaft-hauswirtschaft-beikelort-legden-w1016701-9001561517/):
- Paula Kösters verbrachte 1944 ein Jahr auf einem Bauernhof in Legden.
- Ihre Erlebnisse notierte sie in einem Merkbuch, das im DIN A5 Format und in weißem Leinen gebunden ist.
- Der Umschlag trägt in roten Buchstaben die Aufschrift „Mein Merkbuch“.
- Das Heft enthält über 50 Seiten, die in Sütterlinschrift mit einem Füller beschrieben sind.
- Es handelt sich um das Berichtsheft einer hauswirtschaftlichen Auszubildenden aus den Jahren 1944 bis 1945.
- Paula Kösters war 18 Jahre alt und stammte aus Coesfeld.
- Sie absolvierte ihr zweites Lehrjahr auf dem Hof Schulze Beikel in der Bauerschaft Beikelort.
- Elisabeth Schulze Beikel war ihre Ausbilderin zur Hauswirtschafterin.
- Kösters dokumentierte regelmäßig ihre Eindrücke, Lerninhalte und Haushaltstipps.
- Ihre Tochter, Annelie Sierp, fand das Heft im Nachlass ihrer Mutter.
- Das Heft enthält 40 ausführliche Berichte über ihre Erfahrungen und das Leben auf dem Hof.
- Sie beschreibt den Hof und die Widrigkeiten des Krieges, wie den Mangel an Lebensmitteln.
- Trotz der Schwierigkeiten lobt sie die Verwaltung von Haus und Hof.
- Ihre detaillierten Beschreibungen der Arbeitsabläufe vermitteln ein lebendiges Bild der damaligen Zeit.
- Besonders die Kapitel über Wäschepflege und das Schlachten eines Schweins sind ausführlich.
- Sie gibt Tipps zur Fleckentfernung, zum Obst- und Gemüseanbau und notiert Rezepte.
- Die Verarbeitung und Konservierung von Fleisch wird ebenfalls detailliert beschrieben.
- 1944 war der Kühlschrank in Deutschland noch kein gängiges Haushaltsgerät.
- Annelie Sierp erinnert sich an die Erzählungen ihrer Mutter über die Arbeit auf dem Feld.
- Die Familie Sierp hatte ein Stück Feld gepachtet, um Gemüse für die siebenköpfige Familie anzubauen.
- Paulas Merkbuch wurde am 15. März 1945 mit der Note „gut“ bewertet.
- Der Hof Schulze Beikel wird heute vom Enkel von Elisabeth Schulze Beikel geführt.

Source 2 (https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/rothenberger-hungerjahre-zweiter-weltkrieg-rheinland-pfalz.html):
- Das Thema Ernährung und Versorgungskrise nach dem Zweiten Weltkrieg ist seit vier Jahrzehnten Gegenstand wissenschaftlicher Erörterung.
- In den 1940er und 1950er Jahren erschienen medizinische und agrarwissenschaftliche Arbeiten zur Ernährungslage und landwirtschaftlichen Produktivität.
- Justus Rohrbach und Hans Schlange-Schöningen behandelten umfassend die Ernährungs- und Landwirtschaftsproblematik, jedoch nur für die Bizone.
- In den 1960er Jahren wurde die Ernährungskrise von Ernst-Günther Schenck global und von Hermann Arnold medizinisch und sozialhygienisch betrachtet.
- 1980 wurde die Nachkriegsernährung in Rheinland-Pfalz umfassend dargestellt, 1983 auf die Französische Besatzungszone ausgeweitet.
- In den 1980er Jahren gab es ein erneutes Interesse an regionalgeschichtlichen Studien und der Bedeutung des Ernährungsproblems für die Politik der Westalliierten.
- Die Ursachen der Versorgungskrise sind die Welternährungskrise, der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität und der Zusammenbruch der Infrastruktur.
- Kinzhuber berechnete den Rückgang der Nahrungsmittelproduktion in Europa: 1946 um 37%, 1947 um 25% im Vergleich zu 1938/39.
- Baade schätzte das Defizit in Osteuropa auf 25 Millionen Tonnen Getreidewert.
- Die USA und Kanada erhöhten ihre Weizenproduktion, während Argentinien und Australien Rückgänge verzeichneten.
- Die Versorgungslast lag hauptsächlich auf den USA, die erst 1947 durch eine Rekordernte ihren Export erhöhen konnten.
- Die unzureichende Versorgung der Landwirtschaft mit Handelsdünger war eine binnenwirtschaftliche Ursache der Ernährungskrise.
- Die Militärregierung leitete Phosphorsäure und Stickstoffdünger für den Bedarf des Mutterlandes ab, was die Landwirtschaft in der Französischen Zone stark beeinträchtigte.
- Der Verlust ostdeutscher Saatzuchtanstalten und der Rückgang des Viehbestandes minderten die Ertragsleistung des Bodens.
- In Rheinland-Pfalz wurde 1945 ein Ertragsrückgang bei Feldfrüchten um ein Drittel bis ein Viertel angenommen.
- Die Zerstörung der Infrastruktur führte zu Erfassungs- und Verteilungsproblemen bei Lebensmitteln.
- Die Ernährungsegoismen der Regionen und der Verlust der Organisation der Landwirtschaft trugen zur Krise bei.
- Die deutsche Bevölkerung betrachtete die Ernährungskrise als Folge einer Strafpolitik der Besatzungsmacht.
- Frankreich nutzte das Wirtschaftspotential seiner Zone für den Wiederaufbau, was zu Hunger in der Bevölkerung führte.
- Die Kalorienzufuhr in der Französischen Zone betrug 1946/47 durchschnittlich 1.829 Kalorien pro Kopf.
- Die Rationen für Normalverbraucher in Rheinland-Pfalz lagen 1947 bei 1.183 Kalorien.
- Die Ernährung bestand überwiegend aus Kartoffeln, Brot, Fett, Käse und Fleisch.
- 30,4% der Bevölkerung waren von der Ernährungskrise im Kern nicht betroffen, da sie Selbstversorger waren.
- Die Normalverbraucher litten unter unzureichenden Rationen, insbesondere Jugendliche und Säuglinge.
- Die Rationen deckten den Kalorienbedarf der Erwachsenen nur zu 40-50% und der Jugendlichen zu 30-40%.
- Die Ernährung war qualitativ unzureichend, mit gravierenden Defiziten bei Eiweiß und Fett.
- Die soziale und seelische Notlage führte zu Hungerkriminalität und sozialen Spannungen.
- Der Schwarze Markt und Hamsterwesen waren für viele Menschen überlebenswichtig.
- Die Sterblichkeitsrate stieg in den Jahren nach dem Krieg, was auf Unterernährung und unzureichende medizinische Versorgung zurückzuführen war.
- Die Nachkriegsernährung war von großen Unterschieden zwischen städtischen und ländlichen Normalverbrauchern geprägt.
- Die städtische Bevölkerung war stärker von der Ernährungskrise betroffen als die ländliche.
- Die Militärregierung versuchte, die Lebensmittelverteilung zu verbessern, hatte jedoch mit infrastrukturellen Problemen zu kämpfen.
- Die Rationen schwankten regional stark, was zu Unruhen führte.
- Die Ernte 1947 war aufgrund von Hitze und Trockenheit stark beeinträchtigt, was die Ernährungslage weiter verschlechterte.
- Ab 1948 verbesserte sich die Ernährungslage durch Weizenimporte und eine bessere Ernte.
- Die Währungsreform und Marshallplan-Gelder führten zu einer Wende in der Ernährungssituation.

Source 3 (https://www.lebensmittelmagazin.de/kultur/20200430-wie-nach-dem-krieg-lebensmittelversorgung-gestern-und-heute/):
- Vergleich zwischen Lebensmittelversorgung in Coronazeiten und Nachkriegszeit 1945-1950er Jahre.
- Professor Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg beschreibt fundamentale Unterschiede in Ernährung, Wertigkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit von Lebensmitteln.
- Technisierung der Haushalte in den 1960er Jahren (Kühlschränke, Tiefkühltruhen) führte zu Unabhängigkeit von saisonalem Essen.
- Einführung neuer Lebensmittel durch „Fremdarbeiter“ und Reisewelle beeinflusste Esskultur in Deutschland.
- Hunger als Strafinstrument während der Naziherrschaft; Mangelernährung in Osteuropa.
- Nach Kriegsende 1945/46 litt die deutsche Bevölkerung unter Kalorienunterversorgung.
- Hamstern von Lebensmitteln, auch als „fringsen“ in Köln bekannt.
- Einführung der Schulspeisung durch die Alliierten zur Bekämpfung von Hunger bei Kindern.
- Menschen aßen alles Essbare, einschließlich Wildkräuter, Pilze, Fische und sogar Haustiere in Notzeiten.
- Alliiertes Versorgungssystem mit Lebensmittelausgabestellen und Lebensmittelkarten.
- Dreieinhalb Jahre schwach funktionierendes Geldsystem bis zur Einführung der D-Mark.
- Schwarzmarkt mit Zigaretten und Kaffee als Tauschmittel; reguläre Geschäfte oft leer.
- Besatzungssoldaten gaben Lebensmittel an die Bevölkerung, was das Bild der amerikanischen Soldaten positiv beeinflusste.
- Historiker betont größere Selbstversorgungskompetenz der Menschen in der Nachkriegszeit im Vergleich zu heute.
- Beispiele für Selbstversorgung: Anbau von Obst und Gemüse, Herstellung von Hefe.
- Erinnerungen von Zeitzeugen:
- Elisabeth L. (93 Jahre) berichtet von Nachhilfe und Lebensmitteltausch.
- Ruth Senftleber (16 Jahre zum Kriegsende) erinnert sich an eingeschränkten Zugang zu Lebensmitteln und Schwarzmarktproblematik.
- Beide Zeitzeugen schildern, dass sie nie wirklich hungrig waren, trotz der schwierigen Umstände.

Ursprung:

Borken

Link: https://www.muensterlandzeitung.de/legden/berichtsheft-merkbuch-paula-koesters-landwirtschaft-hauswirtschaft-beikelort-legden-w1016701-9001561517/

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Erstellt am: 2025-04-18 14:06:17

Autor:

Borken